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RE: Begegnungen

in #deusch7 years ago (edited)

Hallo! Super Artikel und wieder eine Geschichte, direkt aus dem Leben, mitten ins Herz! Danke!

So ähnliche Geschichten ziehen sich durch mein Leben, wie ein roter Faden!

Aufgewachsen als Pfegekind bei Zeugen Jehovas, hieß es immer "halte dich fern von den Menschen dieser Welt, die wollen dich nur Sünde verführen" und so weiter.
Meine leibliche Mutter besuchte mich oft und hatte immer diverse Freunde mit, welche sie fuhren, wenn sie mich besuchen wollte. Diese waren meist Rocker oder Biker, "Wilde", mit Tattoos, langen Haaren und allem, was so in dieser Szene dazu gehört, auch nahmen die meisten davon Drogen oder tranken Alkohol.
Man warnte mich immer, nie so zu werden wie "diese Typen" ... das schlug jedoch fehl!
Was ich als kleiner Markus miterlebte war komplett anders, als das was man mich glauben lassen hatte! Bei diesen Menschen fühlte ich mich geborgen und so angenommen, wie ich war! Die machten Scherze, lachten, waren fröhlich und ehrlich zu mir!
Ich fühlte bei den Zeugen Jehovas in den Zusammenkünften immer eine gewisse Distanz zueinander, denn man darf ja keine Schuld haben und muss perfekt nach dem Wort der Bibel leben, obwohl keiner das schaffte und jeder von ihnen ein "Sünder" war aber das wurde alles hinter der Fassade behalten.
Als kleiner Empath erkannte ich diese Fassaden bei jedem und wusste, dass sie mich alle anlogen!
Als ich dann ins Jugendalter kam war ich ein typischer Szeneswitcher, wollte erfahren welche Welten es "da draussen" so gibt und kam von rechts, über skate nach links, alles sehr radikale Gruppen, in denen ich unterwegs war.
Dort war dasselbe wie in meiner Kindheit: ich bekam Aufmerksamkeit, man schenkte mir ein Ohr, wenn ich was sagen wollte und bekam Anerkennung für meine Meinung. Meine Taten waren plötzlich nicht mehr "weltlich" oder "sündhaft" sondern "cool" oder auch "individuell".
Meine Vergangenheit ist sehr geprägt von solchen Erinnerungen, wenn auch nicht von einer so stark emotionalen, wie du sie erlebt hast, aber ich kann mich sehr gut in diese Situiation hinein fühlen und bin dir sehr dankbar, dass du diese geteilt hast!

Herzliche Grüße, Markus

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Mein Lieber, danke für dein Feeback und deine Geschichte dazu! :)
Die Zeugen Jehovas, ja.. Richtige Berührungspunkte hatte ich in diese Szene bisher nicht, vielleicht auch gut so.
Gerade nachdem ich deinen eigenen Beitrag dazu gesehen habe, bin ich froh darüber.
Meine Cousine (7 Jahre) hat eine Freundin, die bei den Zeugen Jehovas ist. Aus Überzeugung? Nein aus Zwang, die Eltern sind es ja. Da hast du nicht viel Spielraum.
Was da abgeht, ist wirklich furchtbar.
Man merkt, dass du ein sehr ruheloser Mensch gewesen zu sein scheinst (berichtige mich, wenn ich nicht richtig liege).
Die Erfahrungen deiner Kindheit haben dich rastlos gemacht und du musstest deinen Platz scheinbar erst finden.
Es ist schade, wenn einem das Elternhaus das nicht vermitteln kann und ich kann mir vorstellen wie schwer die Zeiten für dich waren.

Eine dicke Umarmung für dich und bin dir ebenfalls dankbar, dass du deine Geschichte immer wieder teilst!

Hallo und danke für deine Antwort!

Du liegst vollkommen richtig, mit deiner Annahme, nur dass ich nach vie vor ziemlich Ruhelos bin, aber es ist schon sehr viel besser, als früher!
Die Zeugen Jehova sind meiner Meinung nach wahre Seelenfänger! Trotzdem liebe ich meine Pflegeeltern sehr, da sie mir ein gutes Zuhause boten, mich fürsorglich erzogen und aus mir den machten, der ich bin!
Ich teile meine Geschichte gerne, auch wenn es mir zum Teil noch schwer fällt, aber auch das wird immer besser. Ich merke, ich kann andere dadurch berühren, ihnen helfen und vor allem nutze ich solche Gelegenheiteitn für mich selber als Therapiemittel.

Danke nochmal und fühle dich gedrückt!
Ich werde die nächsten Tage nicht so viel online sein, da ich Papa geworden bin. Ein Vogelbaby vom Dachgebälk ist aus dem Nest gefallen. Da die Amseleltern sehr überfordert sind mit ihrem Nachwuchs, insgesamt waren 5 Vogelbabys im Nest (normal sind im Durchschnitt 3), habe ich es adoptiert. Leider ist es beim Sturz verletzt worden, ein Bein kannnicht mehr benutzt werden.
Dies ist nicht mein erstes Mal als Vogeldaddy, ich hatte schon so einige andere Wildvögel aufgezogen und ausgewildert (Amseln, Krähe, Meise).
Ich mache, wenn ich dazu komme, einen Artikel mit Fotos von "Fiepsy".

Herzlich Grüße, Markus

Lieber Markus,

Höre niemals auf, anderen Leuten deine Geschichten zu erzählen, denn nur davon profitieren deine Mitmenschen wirklich. So geht es mir zumindest. Die Zeugen Jehovas sind Seelenfänger, ja da hast du Recht. Bei uns klingelten die zu Beginn jeden Sonntag (09.00 Uhr).

Bis wir denen klar machen konnten, dass wir uns das in Zukunft verbieten.

Auf Fiepsy bin ich mehr als nur gespannt und auch darauf, wie du ihn aufziehst. Tolle Sache und danke, dass du das machst!

Liebe Grüße