Schüleranwalt - Warum gibt's sowas denn nicht!?steemCreated with Sketch.

in Deutsch Unplugged28 days ago

Herzliches Hallo an alle,

in letzter Zeit beschäftige ich mich wieder vermehrt mit meiner Vergangenheit. Besonders mit dem Aspekt Schule. Mit dem habe ich mich noch wenig auseinandergesetzt.

Scheints hat es damals einige Gespräche zwischen meinen Eltern und der Schule gegeben - worüber es dabei ging? Keine Ahnung, ich wurde ja nicht miteinbezogen! Ich kanns mir aber denken: Abhauen, mit dem Messer nachgerannt, vermehrt kaputte Türen (kann ich ja nichts dafür, dass die so billig sind und kaputt gehen, wenn ich sie in meiner Wut etwas zu fest hinter mir zuhaue!), usw. usf.

Klar, es gab Gespräche mit dem Direktor und mir, wo ich aus heiterem Himmel vom Unterricht rausgeholt wurde und zum Direktor musste - keine Ahnung warum und vorallem: Keine Zeit mich vorzubereiten! Aber egal, vor dem Direktor bin ich sowieso das "Problemkind" gewesen und alles ist meine Schuld, ich darf nicht abhauen, ich darf die Tür nicht zu fest zuschlagen, blabla. Warum ich aber abhaute, oder dabei die Tür hinter mir zu fest zuschlug, darauf wurde natürlich nicht eingegangen!

Und das brachte mich heute auf einen Gedanken:

Warum gibt es eigentlich keinen Schüleranwalt?

Es handelt sich dabei nicht um einen "richtigen" Anwalt, der dann vor Gericht fungiert. Aber um eine pädagogische Person, die mit dem Schüler spricht, auf seine Probleme eingeht, über das warum und wie nachfragt, ihn dabei vor dem Direktor vertritt und wenn beim Nachfragen sich herausstellte, dass es zu Hause auch ordentlich Probleme gibt auf die Kinder- und Jugendanwaltschaft hinweisen (ja, sowas gibt's, zumindest bei uns. Kam ich aber auch erst nach Jahren bei eigener Recherche drauf...).

Wie könnte das aussehen?

Nehmen wir mich als Beispiel:
Ich haue regelmäßig von der Schule ab, renne dem Anderen mit dem Messer hinterher usw. Irgendwann reicht es den Lehrern und sie zitieren mich vor den Direktor.
Stop!
Ich darf nicht mehr einfach so vor dem Direktor zitiert werden. Ich habe das Recht darauf, vorher mit dem Schulanwalt zu sprechen!
Ich nehme also von meinem Recht gebrauch und führe ein Gespräch mit diesem Schüleranwalt. Dieser fragt nicht nur nach, warum ich das gemacht habe, sondern informiert sich auch über die Situation zu Hause, fragt z.B. nach, ob ich geschlagen werde (Wichtig: So etwas muss nachgefragt werden, denn für mich war das damals "normal", ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das falsch ist und anzusprechen...). Es stellt sich heraus, dass ich mich oft mit der Mutter streite und dabei anschließend geschlagen werde. Somit werde ich auf die Kinder- und Jugendanwaltschaft hingewiesen, dass diese existiert und ich mich in solchen Fällen auch daran wenden kann. Ich willige ein und das Erstgespräch mit dieser Organisation findet zusammen mit dem Schüleranwalt und mir statt.

Zudem muss ich ja auch noch zum Direktor am nächsten Tag. Dabei werde ich natürlich von diesem Schüleranwalt vertreten! Ich bin nicht mehr das "Problemkind" sondern "Ein Kind mit vielen Problemen", die gelöst gehören! Der Schüleranwalt weist während des Gespräches den Direktor darauf hin, dass ich von den anderen Mitschülern fast täglich gemobbt werde, weshalb ich dann abhaue, weil es mir zuviel wird. Ich mach das ja nicht extra...
Es folgen nichtmehr leere Floskeln wie: Du weißt, dass du nicht abhauen darfst. Wenn du das nochmal machst, erhältst du eine Strafe. Blabla blabla. (Toll, ich werde gemobbt UND bekomme eine Strafe...) Sondern es wird auf die Situatio geschaut: Oh, da herrscht mobbing in der Klasse? Da muss eingeschreitet werden und etwas dagegen unternommen werden! Ich spreche mal mit den Mobbern, weshalb sie diesen Schüler mobben und dass sie das lassen sollen. Wenn es nichts hilft, bekommen sie die Strafen und nicht der Schüler, der gerade bei mir sitzt. Aber trotzdem werde ich ein Gespräch zwischen der Schule und den Eltern veranlassen, um die Situation zu schildern...

Kommen wir zum letzten Punkt dieses Schüleranwaltes: Die Gespräche mit den Eltern. Der Schüleranwalt weist seinen Schützling darauf hin, dass es demnächst ein Gespräch zwischen den Eltern und der Schule geben wird. Wenn ich mag, darf ich daran teilhaben und werde natürlich wieder von diesem vertreten. Ich kann aber auch sagen ich mag nicht dabei sein, aber hätte nachher gerne ein Protokoll, .it der Zusammenfassung, welche Themen besprochen wurden, ob Lösungen gefunden wurden und was vereinbart wurde. Ich kann mir das Protokoll später ansehen und um ein weiteres Gespräch mit allen bitten, da ich mit diesem und jenen Punkt nicht einverstanden bin, oder auch schon vor dem Gespräch, wenn ich nicht selbst dran teilhaben möchte, dem Schüleranwalt meine Anliegen sagen und dieser erklärt sie dann im Gespräch.

So in etwa könnte diese Position aussehen. Schüler erhalten mehr Stimmrechte, werden besser gehört und erhalten somit eine beasere Unterstützung!

Was haltet ihr von so einer Idee?

Ich werde auf jeden Fall so was an unsere Politikern schreiben, in der Hoffnung sie setzen es um! Könnten sie an sich auch umsetzen, da es hierfür kein Ok vom Staat braucht ;)

Beste Grüße,
@dissi

Sort:  
 27 days ago 

Hallo dissi,
in D gibt es Vertrauenslehrer, wie weisser-rabe schon sagte und und Schüler die für diese Angelegenheiten gewählt werden. Ich habe 3 vom aktuellen Lehrkörper in der Familie und einen ganzen Haufen Freunde, Bekannte aus dieser Branche, die werde ich auch mal befragen.
Aber sag mal, aus welchem Grund wurdest du gemobbt. Wenn ich mich recht erinnere hast du die Schule mindestens einmal gewechselt und wurdest jedes mal gemobbt? Aber mit dem Messer die Mobber zu verfolgen, das geht ja wohl garnicht. Ich hab wegen Umzug bis zur 5. Klasse 7 Schulen erlebt, aber zum Glück nie Mopbbing erfahren. Das gab es auch zu der Zeit nicht, höchstens Hänseln umgangssprachlich. Das war auch nicht so hartnäckig, denk ich. Heute werden ja die Opfer bis in den Selbstmord getrieben, wenn es ganz hart zur Sache geht. Die Möglichkeiten zu mobben sind aktuell ja auch deutlich vielseitiger.

 27 days ago 

Vertrauenslehrer gibt es bei uns nicht, soweit ich weiß, zumindest als ich zur Schule ging, denke ich... Sonst wäre mir das sicher gesagt worden damals, hoffentlich...

Zum Mobbing, naja, hauptsächlich Wörter/Beleidigungen wurden mir an den Kopf geworfen und oftmals wurde ich auch verspottet/nachgemacht, soweit ich mich erinnere. Und in der Mittelschule kam dann noch meine kleine Größe hinzu, sodass sie immer auf die Knie gingen und so getan haben als seien sie ich... Klar, scheint jetzt vielleicht nicht soo schlimm, aber ich wollte einfach meine Ruhe haben dürfen, die ich ja zu Hause schon nicht hatte. Da war einfach jede Kleinigkeit schon zuviel für mich...

Bezüglich des Vorfalls mit dem Messer, das ist aus meiner Sicht ein zwiespaltiges Thema. Klar, jemanden mit dem Messer nachrennen ist prinzipiell falsch. Aber man muss auch die Situation im Kopf haben: Die Erwachsenen haben allesamt versagt, die Bemühungen meines Vaters mich zu ihm zu holen, wurden vor Gericht ins Lächerliche gezogen, ich war einfach allein mit meinen Problemen. Und, was ich mir zumindest erdenke, da es mir logisch scheint: Mein Onkel ist damals dem anderen Onkel mit der Axt und den Worten "Ich bring dich um!" nachgerannt bei uns zu Hause. Leider kann ich mich daran nicht erinnern, wurde vermutlich verdrängt im Kopf, aber mein Vater konnte mir etwas dazu erzählen. Jedenfalls weiß ich nicht, wann genau dieser Vorfall zu Hause passierte, aber ich könnte mir vorstellen, dass es ziemlich genau in dieser Zeit passierte und dies der Auslöser für mich war das nachzumachen...

Und auch nach diesem Vorfall: Kein Pädagoge weit und breit... Ich wurde stattdessen zu einer "echten" Psychologin geschickt, bei der ich einmal die Woche Brettspiele spielte. Es wurde wenig über die Situation zu Hause oder in der Schule geredet... Jaja, "Spieletherapie" nennt sich das, wo auch immer die Therapie geblieben ist dabei... Keine Ahnung...

Bezüglich des Schulwechsels: Also ich kam in die Grundschule 5 Jahre, dann ging es 3 Jahre weiter mit der Mittelschule, sind bei uns die grundlegenden Fächer und anschließend kommt die Oberschule, diese ist Fachspezifisch. Oberschule machte ich zu erst 3 Jahre lang Mediengestaltung, was mir dann nicht mehr passte, da ich merkte dass ich nicht kreativ genug dafür bin und anschließend machte ich einige Jahre eine Oberschule für Informatik, das taugte mir mehr, ist halt mein Hobby.
Oberschulzeit war voll in Ordnung für mich, ich fühlte mich sogar für ein ganzes Jahr am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten, als gehöre ich endlich mal dazu und nicht wie ein Alien ;)

 26 days ago 

Hallo dissi,
ich kann gut verstehen, daß du als Junge, Jugendlicher total sauer warst wenn dich die Mitmkenschen so mies behandelt haben und daß du dann auch mal gehörig ausgerastet bist. Menschen, jung und alt können grausam sein und tun es auch. Ich merke das in harmloser Form und ärgere mich auch über das dämliche unbedachte Verhalten eigentlich lieber kluger Leute in meiner Umgebung. Ich habe die Gene beider Elternteile in Bezug auf Schwerhörigkeit geerbt. Oft stelle ich fest, daß sie sich lustig darüber machen wenn ich was nicht verstanden oder falsch gehört habe. Dabei ist es ihre Schuld wenn sie zu leise oder undeutlich gesprochen haben. Wenn einer schlecht sieht oder eine Brille trägt, hab ich noch nie erlebt, daß sich jemand darüber amüsiert. Weil sie wissen, daß fast jeder irgend wann eine Brille braucht??????Aber in Bezug auf Mobbing bist du ja jetzt aus dem Gröbsten raus, wird wohl nicht mehr so oft passieren.
Dennoch deine Idee was anzustoßen, daß in eurem Schulwesen was geschieht, Anwalt, Vertrauenslehrer zur Unterstützung von Schülern, bei ernsthaften Schwierigkeiten, ist sehr gut und solltest du wahr machen.
Was macht deine Neigung zu Genußmitteln ( hin und wieder eine Tüte ). Nach allem was ich so von dir gelesen habe brauchst du das doch garnicht. Wenn man den Studien vertraut, liegt der Nutzen dieser Produkte nur bei denen die sie verkaufen. Du hast deine bisher kleine Familie, viel Geschick im Umgang mit modernen Medien und andere Hobbys, das ist doch eine ganze Menge.
Herzliche Grüße jochen

 25 days ago 

Hallo Jochen,

das tut mir leid. Ich kanns verstehen, wenn beim Hören etwas "lustiges" herauskommt und man daher darüber lacht, z.B. "Ich ging heute mit meinem Mund spatzieren" anstelle von "Ich ging heute mit meinem Hund spatzieren", da es halt ein lustiges Missverständnis ist. Kommt aber auch immer drauf an, wie es auf dich wirkt. Findest du den "Verhörer" ebenso lustig, dan geht das voll im Ordnung, wenn man über so Kleinigkeiten lacht, finde ich. Aber du hast schon recht, wenn die Anderen zu leise oder undeutlich sprechen, wenn sie schon wissen, dass du schlechter hörst, kannst du wirklich nichts dafür.

Und ja, zum Glück bin ich mittlerweile draußen vom Mobbing.

Bezüglich des Konsums, also chemisches darf ich eh nicht mehr, was meistens auch voll in Ordnung für mich ist. Klar, ab und an mal ne Line sehe ich jetzt nicht falsch, aber ich hab ja die paar Tage mit einer Tüte im Jahr. Von daher passt das.
Und die Tüte, brauchen tu ich sie jetzt meistens nicht. Klar sind dann wieder Tage an denen es mir schlechter geht, wo ich eine "brauche" da ich (noch) keinen gesunden Coping Mechanismus habe. Aber meistens gehts. Und dann sind halt die Tage an denen ich "darf", die möchte ich mir nicht nehmen lassen. Gehört für mich einfach zu meinem rebellischen Teil, gegen das System, usw. ;) und auch als Genussmittel. Ich mein, die Meisten trinken ja auch Alkohol, darauf würde deine Aussage auch passen, dass nur die Verkäufer davon profitieren^^ Aber der schmeckt mir nunmal nicht. Da finde ich, für mich, eine Tüte viel leckerer :) und das passt ja auch, wenn es nur an den Tagen bleibt und nicht wie damals eskaliert mit bis zu 8 Tüten am Tag ;)

 25 days ago 

Hallo dissi,
eigentlich wollte ich zum Genußmittel Alkohol vergestern auch meine Meinung sagen, aber es war schon mitten in der Nacht, es wurde schon hell. Ich kann nur deine Einstellung bestätigen. Die schlimmste Droge ist, mittlerweile erkannt, Alkohol. Er wird mannigfaltig beworben, ist überall erhältlich und hat immer noch ein gutes Image. Keine Feier ohne ihn, er macht gut Laune bis zu Handgreiflichkeiten und Schlägereien. Man mußte sich schon entschuldigen, wenn man alkoholische Getränke ablehnte. Aber ich bin kein militanter Alkoholgegner oder Nichtraucher. Wie bei allen Dingen, die Dosis macht das Gift.
Um mit Heinz Erhard zu sprechen:
Hast du Kummer mit den Deinen
trink dir Einen
ist der Kummer dann vorbei
trink Dir Zwei.

Auch solche Sprüche haben dem Alkohol zu seinem guten Image verholfen!!!!

 24 days ago 

Ja, es ist halt echt extrem, wie Alkohol angepriesen wird. Wir hatten vor der Geburt des Kleinen eine Babyfeier. Ursprünglich wollten wir keinen Alkohol anbieten, schließlich durfte meine Freundin nicht trinken und was hat Alkohol auch auf einer Babyparty zu suchen? Dachten wir uns... Bis dann einige ihrer Freundinnen meinten sie kämen nicht, wenn es keinen Alkohol gibt. Das fanden wir echt krass..

Auch letzes Wochenende war Kinderfest in unserem Heimatdorf. Glaub es oder nicht, aber es gab Alkohol... Auf einem Kinderfest...
Hinzu kam dann noch der eine Typ, der mit seiner Frau/Freundin in der Schlange an der Kasse stand und eine rauchte.... Die Schlange war lang und der Rauch kam sogar bis zu uns durch... Später dann bei einem halboffenen Stand trafen wir die wieder und sie rauchten beide, an oder in diesem halboffenen Stand. Also es roch sehr nach Rauch, da er auch nicht gut abziehen konnte... Fand ich halt so fehl am Platz... Ich mein, in der Schlange, dann geh halt etwas weg, intanto steht eh deine Frau/Freundin dort an, also verlierst du den Platz nicht. Und auch bei diesem halboffenen Stand, geh zumindest raus davon...

Ich rauche ja selbst, aber ich habe auf dem Weg vom Parkplatz zum Festplatz eine geraucht und die Nächste dann zu Hause. Ich dachte mir auch, wenn ich eine Verdauungszigarette möchte, dann gehe ich im Fall eben weg vom Festplatz, aber es ging auch ohne für mich ;)

Fand ich halt auch so krass den Typen.. So rücksichtlos und respektlos...

 28 days ago 

Na ja, so in etwa sollten Schulsozialarbeiter oder Vertrauenslehrer agieren... Und ja, Du hast recht: ein Kind sollte sich nie allein gegen eine Vielzahl von Erwachsenen behaupten müssen.