Lecker Zeug / Yummy stuff

in Deutsch Unplugged27 days ago

english below...

Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach‘ Limonade draus. Sagt man ja so. Und wenn das Leben Dir einen Garten voller Holunderbüsche schenkt, dann nimm Dir eine Machete und bahne Dir einen Trampelpfad zur Haustür. Immer und immer wieder! Und wenn Du davon genug hast, rode und holze ab und verbrenne, was da überall wuchert. Und dann wundere Dich, daß mindestens drei neue Stöcke nachwachsen, wo Du einen mühselig entfernt hast… Vielleicht hat Holunder irgendwie zur Legendenbildung über die Hydra beigetragen… Das Wurzelgeflecht zieht sich vermutlich bis nach Kleinasien; wir haben jedenfalls beim Koppelzaun setzen reichlich davon gefunden. Weiiiit weg vom Haus.

Tatsächlich sieht der Dschungel recht schön aus und gerade jetzt, während der vollen Holunderblüte, riecht es himmlisch aromatisch, wenn man morgens die Tür auf macht. Momentan verdeckt er auch effektiv so manchen Schandfleck, der noch der Beräumung harrt. Das mögen wir durchaus.

Und damit erging folgender Beschluß: wenn der Holunder sich schon so breit macht, als ob Dorf, Landkreis und Großgemeinde ihm gehören, dann muß er sich „revanchieren“ und sein Bestes geben!

In diesem Fall waren das die reifsten und prallsten Blütendolden mit dem üppigsten Blütenstaub. Die hat er sich willig abnehmen lassen, da kann ich nicht klagen. Der beste Zeitpunkt ist dafür der späte Vormittag – nicht aus irgendwelchen esoterischen Beweggründen, sondern weil da ziemlich sicher keine Käfer drin unterwegs sind. Ist so.

Die Blüten wurden von ihren Stängeln getrennt (ich habe sie mit einer großen Schere direkt unter den Köpfchen abgeschnippelt) und in eine große Schüssel gefüllt. Dann habe ich, um ein erstes Rezept auszuprobieren, Wasser abgekocht (1,25 Liter für 35 große Blüten) und abkühlen lassen, bis es handwarm war. In der Zeit preßte ich noch eine Zitrone aus und schnitt eine Orange in Scheiben.

Zitronensaft und Wasser kamen zusammen in die Schüssel mit den Blüten und deckten diese völlig ab. Die Orangenscheiben legte ich oben drauf, um die Blüten zusätzlich zu beschweren und unter die Wasseroberfläche zu drücken. Das Ganze wanderte für 3 Tage in den Kühlschrank.

Beim Übergießen der Blüten mit dem warmen Wasser hatte ich bereits festgestellt, daß sich diese bräunlich verfärbten. Das schob ich auf die plötzliche Erwärmung und nahm mir an der Stelle vor, einen weiteren Ansatz zuzubereiten, dessen Rezept mit kaltem Wasser funktionieren soll…

Nach 72 Stunden holte ich den Aufguß aus dem Kühlschrank und schöpfte Blüten und Orangenscheiben mit einem Schaumlöffel ab. Die Flüssigkeit goß ich dann, der verbliebenen Rückstände wegen, durch ein Sieb ab in einen großen Topf. Die Flüssigkeit mußte mit viel (sehr viel) Zucker, der sich vollständig auflöste, kurz aufgekocht werden und anschließend heiß in sterile Flaschen abgefüllt werden. Diese wurden noch luftdicht verschlossen und tadaa! Fertig war der erste Holunderblütensirup!

Erste Manöverkritik: das Aroma ist umwerfend, der Ertrag überschaubar und die Schweinerei in der Küche gigantisch. Soll heißen: wo einmal Sirup hin tropft, klebt er für die Ewigkeit. Und weil von einem großen Topf schwierig in einen kleinen Trichter zu gießen ist, schrubbe ich immer noch…

Der fertige Sirup wird künftig… - na ja, bei uns eher nicht in Cocktails verwendet, weil wir keine Cocktailtrinker sind. Aber mit Mineralwasser gemixt ergibt es die leckerste vorstellbare Holunderlimonade. In Kuchen oder Gebäck oder Waffeln oder Crepes macht er einen wunderbar frischen und fruchtigen Geschmack. In manchen Soßen und Suppen kann er als „geheime Zutat“ ganz wunderbare Geschmackserlebnisse bringen. In Eisbechern schmeckt er fantastisch. Und vielleicht muß ja auch mal eine Tapete wieder festgeklebt werden… ;-))

Der Arbeitsaufwand ist auf jeden Fall vertretbar und das Ergebnis absolut überzeugend. Der zweite Versuch mit dem kalten Wasser läuft bereits, und was ich jetzt schon sehe: die Flüssigkeit wird sehr viel heller und klarer ausfallen. Und beim Kaltansatz ändert sich das Aroma etwas, wird aber noch einmal intensiver.

Fortsetzung folgt – nach der Ernte der reifen Holunderbeeren im Sommer. Ich freue mich schon auf Holunder-Apfel-Gelee, Holunderpaste und Holunderwein. Bis dahin…!

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english version:

When life gives you lemons, make lemonade out of them. That's what they say. And if life gives you a garden full of elder bushes, then take a machete and make a path to the back door. Over and over again! And when you've had enough, pull up and cut down and burn what's growing everywhere. And then be surprised that at least three new sticks grow back where you painstakingly removed one... Perhaps elder has somehow contributed to the legend of the Hydra... The root network probably stretches as far as Asia Minor; at any rate, we found plenty of it near the paddock fence. Faaar away from the house.

The jungle actually looks quite beautiful and right now, when the elderflowers are in full bloom, it smells heavenly and aromatic when you open the door in the morning. At the moment, it also effectively covers up some eyesores that are still waiting to be cleared. We really like that.

And so the following decision was made: if the elder is already spreading as if the village, district and large community were its own, then it must “return the favour” and give its best!

In this case, it was the ripest and plumpest flower umbels with the most abundant pollen. He willingly let me take them, so I can't complain. The best time for this is late morning - not for any esoteric reasons, but because there are almost certainly no bugs around. It's like this.

The flowers were separated from their stems (I snipped them off with large scissors just below the heads) and placed in a large bowl. Then, to try out a first recipe, I boiled water (1.25 litres for 35 large flowers) and left it to cool until it was lukewarm. During this time, I squeezed a lemon and cut an orange into slices.

The lemon juice and water went into the bowl with the flowers and covered them completely. I placed the orange slices on top to weigh down the flowers and press them under the surface of the water. The whole thing went into the fridge for 3 days.

When I poured the warm water over the blossoms, I had already noticed that they were turning brownish in colour. I put this down to the sudden warming and decided to prepare another batch at this point, the recipe for which is supposed to work with cold water...

After 72 hours, I took the brew out of the fridge and skimmed off the flowers and orange slices with a slotted spoon. I then poured the liquid through a sieve into a large pot because of the remaining residue. The liquid had to be boiled briefly with a lot (a very lot) of sugar, which dissolved completely, and then poured hot into sterile bottles. These were then sealed airtight and tadaa! The first elderflower syrup was ready!

First manoeuvre critique: the aroma is stunning, the yield manageable and the mess in the kitchen gigantic. In other words: once the syrup drips, it sticks for eternity. And because it's difficult to pour from a large pot into a small funnel, I'm still scrubbing...

The finished syrup will be used in the future... - well, not in our cocktails because we're not cocktail drinkers. But mixed with mineral water, it makes the most delicious elderberry lemonade imaginable. It adds a wonderfully fresh and fruity flavour to cakes, pastries, waffles or crepes. As a ‘secret ingredient’ in some sauces and soups, it can bring wonderful flavour sensations. It tastes fantastic in ice-cream sundaes. And maybe some wallpaper needs to be stuck down again... ;-))

In any case, the amount of work involved is justifiable and the result is absolutely convincing. The second attempt with the cold water is already underway and I can already see that the liquid will be much lighter and clearer. And the flavour changes slightly with the cold brew, but becomes even more intense.

To be continued - after the ripe elderberries have been harvested in summer. I'm already looking forward to elderberry-apple jelly, elderberry paste and elderberry wine. Until then...!

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How about elderflower fritters?

 25 days ago 

Sounds like a good idea!

 22 days ago 

So eine Holunderschorle hätte ich jetzt auch sehr gerne, tolles Aroma. Deine Rezepturen werde ich bestimmt mal erproben. Ich hab auch schon oft von Holunderblüten in Bierteig gebacken, gesotten gelesen, gehört. Das möchte ich auch mal testen.

 22 days ago 

Klingt auch spannend... Habe mal nach Rezepten geschaut: machen wir! Dankschön ;-))

I struggled with the lilac root system for 4 years when I bought an old house. Lilac roots spread horizontally and produce a lot of shoots.
But 4 years later, in the spring, I saw that 3 lilac trees simply weren't covered with leaves and literally fell down - their roots had rotted away. And all the shoots had disappeared. What was that? I don't know. But since then, lilac has not prevented me from living, it has disappeared.

And maybe some wallpaper needs to be stuck down again... ;-))

Insanely multipurpose. 😅

 19 days ago 

Uiii! Holunderblütensirup, den mag ich sehr :D

Wir haben/hatten im Hotel auch einen Holunderbaum, da es noch nicht ganz verkauft wurde, da noch einige Dinge abzuschließen sind, konnten wir heuer auch nochmal die Blüten klauben, die meine Freundin dann in super leckeren Sirup verwandelte ;) Wobei leider 3 Flaschen schon wieder geschimmelt sind :( Aber wir haben noch einige Blüten tiefgefrohren, damit wir bzw. sie später nochmals Saft daraus machen kann :) wird leider der letzte dann sein vom Hotel :/

Selbst einen Holunderbaum bei uns einpflanzen mögen wir beide nicht wegen der Läuse, dann muss man wieder Spritzen, was beide von uns nicht wollen/können und jaa.... Vielleicht können wir zukünftig bei einer ihrer Freundinnen klauben^^

Aber dein Saft sieht verdammt lecker aus ;)

 19 days ago 

Die Flaschen müssen steril sein, dann kann da eigentlich nix schimmeln. Der Zucker ist bei der Menge ein 100%-iges Konservierungsmittel...

Und ja, einige der Büsche sitzen voller Blattläuse. Finde ich recht prima: dann sind nämlich wonaders garantiert keine. Funktioniert auch mit Kapuzinerkresse: wenn Du die im Garten hast, werden die Stiele schnell von oben bis unten schwarz vor Läusen. Aber Du hast sonst nirgends welche... ;-))

 18 days ago 

Wir hätten sie eigentlich schon steril gehalten keine Ahnung warum der Sirup trotzdem geschimmelt ist... Meine Freundin denkt es liegt an den Flaschen, weil wir haben solche und solche Flaschen, bei den Einen Schimmelts und bei den Anderen nicht^^

Das klingt irgendwie logisch, dass sie alle auf einem Baum sitzen und die Anderen in Ruhe lassen. Ist nur blöd, wenn man dann nur einen Baum hat ;)

I’ve worked as a bar man before in a hotel and cocktails happen to be one of my favorite drink. I would have love to try out your syrup recipe if I was lucky to see such flowers over here. Well, despite the stress it is going to take u to clean up the mess, in the end, something good came out of it.

You could even decide to put it out there in the market, you might be lucky to make good sales out of it.

 19 days ago 

Well, there are so-called flea markets in Germany where anyone can sell things on a small scale without registering a business. These are usually second-hand items or handicrafts... Depending on the location and market day, you sometimes pay really high stall fees. And, here's the thing: you can't do this with food you've prepared yourself. In order to sell these legally, you must have a health certificate, have your kitchen approved and certified by the veterinary office (which is also responsible for hygiene checks) and it must also be physically and materially separated from your private kitchen.

I occasionally give away a bottle of the tasty stuff and otherwise... Thanks, but no thanks ;-))

These bottles are so cute... Looks like a lot of work, but the satisfaction of something from your own garden is worth every bit of the mess!


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