Da vergleichst Du Äpfel mit Birnen. Der Kashoggi Mord ereignete sich auf dem Gelände der Saudi Botschaft, also nach geltender Auffassung nicht mal auf türkischem Hoheitsgebiet. Der Tiergarten in Berlin gehört aber noch zu Deutschland, soviel ich weis.
Wie dem auch sei, man bringt unliebsame Zeitgenossen nicht einfach im Ausland um - auch wenn Israel und die USA wiederholt anderes vorgemacht haben. Die korrekte Vorgehensweise wäre eine Anklage im eigenen Land, gefolgt von einem Auslieferungsgesuch.
Diese Eigenmächtigkeiten sind unakzeptabel, schon allein wegen der möglichen Kollateralschäden an unbeteiligten deutschen Bürgern.
Vorsicht! Ich sage nirgendwo, daß ein Mord erlaubt wäre. Das ist er definitiv nicht. Es geht hier erst einmal um die Feststellung, wer es war. Daran knüpft der Vergleich mit Khashuggi an. In diesem Falle ist der Beweis bezüglich der Verantwortlichkeit erbracht; nur niemand will es wahrhaben. Daher klammert man sich wie eine Klette an die Unschuldsvermutung, die aber schon längstens widerlegt ist. Den Russen muß man nun ebenso begegnen. Stattdessen verfährt man nach dem Prinzip "Sie werden es schon gewesen sein.".
Der Mord im Konsulat stellt einen Mißbrauch der diplomatischen Vorrechte dar. Das Botschaftsgelände ist nicht exterritorial, sondern befindet sich natürlich auf dem Staatsgebiet des Empfangsstaates. Es handelt sich nicht um eine Art Enklave.
Soviel ich gelesen habe, weis man auch bei dem Mord in Berlin wer das gewesen ist, nämlich ein Russe, der angeblich schon mal so eine Nummer abgezogen hat in Russland. Natürlich sind die Russen nicht so dumm, das sie sowas in ihrer Botschaft machen.
Rechtlich ist ein Botschaftgelände nicht exterritorial, de facto aber schon. Es darf nicht ohne Erlaubnis der Botschaft betreten werden, auch nicht von Justizorganen. Ein gewaltsames Eindringen könnte als kriegerischer Akt ausgelegt werden - und das wird wohl gerade im Fall Russlands niemand riskieren wollen. Außerdem gibt es ja da nichts zu gewinnen. Mich hat auch sehr gewundert, das damals die Saudis den Türken erlaubt haben, eine Untersuchung durchzuführen. Wer weis was die sich dabei gedacht haben. Vermutlich ist denen das einfach egal, ob das jemand "wahrhaben" will. Deshalb wird niemand die diplomatischen Beziehungen mit Saudi Arabien abbrechen. Denn die haben das Gas und das Öl, da zählt so ein kleiner Fehltritt nicht.
Und natürlich sind solche politischen Morde nicht in Ordnung. Aber wie gesagt, die USA und Israel machen das seit vielen Jahren und sind auch noch stolz darauf. Die betroffenen Staaten regen sich dann eine Weile auf, es wird diplomatisch interveniert usw. - und dann verlauft alles im Sande.
So ähnlich wird es auch diesmal sein. Die beiden ausgewiesenen Diplomaten fahren nach Hause, zwei neue kommen dafür hierher, und das wars. Den Russen ist das wurscht - denn der Rebellenführer ist dann immer noch tot.
Die Diskussion um den Status einer Auslandsvertretung liegt hier etwas neben der Sache, da es nur um die Parallelen beider Fälle geht. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Wertung beider Taten und den Reaktionen darauf.
Dazu habe ich mich ja auch geäußert. Ernsthafte Konsequenzen gibt es nicht, nur etwas Theaterdonner. Oder hat jemand in der Bunderregierung damit gedroht, die Russischen Gaslieferungen nicht mehr abzunehmen? Oder kein Öl mehr aus Saudi Arabien zu beziehen?
Wohl kaum.