Einmal einen neuen PC zum mitnehmen, bitte…
Gestern Microsofts Sovereign Cloud heute kommt die Kampfansage an den Redmonder Konzern: Die LibreOffice-Entwickler haben sich der “End of 10”-Kampagne angeschlossen und werben massiv für den Wechsel auf Linux. Und ehrlich gesagt - das finde ich richtig.
Dabei muss man Microsoft fairerweise zugutehalten: Die EU-konformen Server und die neuen Sovereign Cloud-Dienste sind definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Endlich können europäische Unternehmen und Behörden ihre Daten wirklich souverän verwalten, ohne dass US-Behörden mitlesen können. Das ist ein echter Fortschritt für die digitale Unabhängigkeit.
Aber - und das ist ein großes Aber - warum muss Microsoft gleichzeitig Windows 10 abschalten? Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Die Cloud-Services laufen genauso gut auf Windows 10 wie auf Windows 11. Die Zwangsabschaltung ist und bleibt pure Geschäftemacherei.
Was die Document Foundation da macht, ist schon mutig. Während Microsoft seine Nutzer systematisch in Richtung Windows 11 und Cloud-Abhängigkeit drängt, sagen die Open-Source-Entwickler ganz klar: “Macht das nicht mit!” Ihre Argumentation ist dabei erschreckend logisch.
Das Kernproblem liegt auf der Hand: Microsoft macht mit Windows 11 Millionen von eigentlich noch einwandfrei funktionierenden PCs zu Elektroschrott. TPM 2.0, Secure Boot, bestimmte CPU-Generationen - die Hardware-Anforderungen sind künstlich hochgeschraubt. Nicht weil es technisch nötig wäre, sondern weil Microsoft seine Nutzer zum Neukauf zwingen will. Das ist schon ziemlich dreist.
Noch dreister wird’s bei der Cloud-Integration. Windows 11 drängt seine Nutzer immer aggressiver in Microsofts Ökosystem rein. Microsoft-Konto? Quasi Pflicht. OneDrive-Synchronisation? Läuft automatisch mit. Office 365-Abo? Wird ständig beworben. Am Ende zahlt der Nutzer nicht nur für die Lizenz, sondern wird auch noch zum Datenlieferanten degradiert.
Die LibreOffice-Leute haben da einen interessanten Gegenvorschlag: Linux plus LibreOffice. Klingt erstmal nach Nerd-Kram, aber die Rechnung geht auf. Ein aktuelles Ubuntu oder Linux Mint läuft auch auf zehn Jahre alter Hardware noch flüssig. LibreOffice kann alles, was die meisten Nutzer von Office brauchen - und kostet keinen Cent. Keine Zwangs-Updates, keine Cloud-Anbindung, keine Abo-Fallen.
Besonders interessant wird’s für Unternehmen und Behörden. Die Document Foundation hat konkrete Migrationsstrategien entwickelt. Das ist kein “Mal eben schnell wechseln”, sondern ein durchdachter Prozess. Mitarbeiterschulungen, Kompatibilitätstests, schrittweise Umstellung - alles dabei. Und am Ende steht eine IT-Infrastruktur, die wirklich dem Unternehmen gehört, nicht Microsoft.
Zugegeben - der Wechsel ist nicht trivial. Jahrelange Gewohnheiten ändern sich nicht über Nacht. Aber mal ehrlich: Wie viele Nutzer schöpfen überhaupt die volle Power von Office aus? Die meisten schreiben Texte, erstellen Tabellen und basteln Präsentationen. Das kann LibreOffice genauso gut - nur ohne die ganzen Schnüffelfunktionen und Abo-Fallen.
Das Timing der Kampagne ist perfekt. Windows 10 läuft noch bis Oktober 2025, danach ist Schluss mit den Sicherheitsupdates. Microsoft hofft, dass alle schön brav auf Windows 11 umsteigen. Aber vielleicht ist das auch die Chance für den großen Ausbruch. Wer jetzt wechselt, macht sich frei von Microsofts Bevormundung.
Ob sich die “End of 10”-Kampagne durchsetzt? Das hängt davon ab, wie viele Nutzer bereit sind, Komfort gegen Kontrolle zu tauschen. Aber eins ist klar: Die Alternative existiert, sie funktioniert, und sie kostet nichts. Microsoft muss sich warm anziehen - die Open-Source-Gemeinde meint es ernst.
Upvoted! Thank you for supporting witness @jswit.