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RE: Ideologie 044 - Der galoppierende Wahnsinn

in #deutsch8 years ago (edited)

Vielen Dank für diesen Beitrag. Als Schweizer unterliegst du glücklicherweise nicht dem genetisch bedingten Naziverdacht. Heute hatte ich ein Gespräch mit einer 35-jährigen Unternehmerin. Sie sagte, dass sie ihren Berufserfolg massiv gefährden würde, wenn sie sich offen zur AfD bekennen würde. Aber das öffentliche Klima der Einschüchterung und Ächtung gegenüber allem, was nur entfernt nach AfD riecht, muss und wird beseitigt werden.

Der größte Verfassungsfeind sitzt übrigens im Justizministerium.

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Herzlichen Dank für den Kommentar! Jetzt gibt es noch eine lange Antwort, in der ich mich einiges anzusprechen traue.

Ich weiss eigentlich gar nicht so genau, für welche Arten des Redens und Denkens man aktuell den Nazivorwurf bekommt. Ich gehe aber davon aus, dass man ihn vielfach für die falschen Dinge bekommt, was natürlich einmal mehr viel über den meist desolaten Wissensstand und auch die meist nicht gerade wohl gediehene Sprachkompetenz derjenigen aussagt, die damit um sich werfen. Ich bin absolut davon überzeugt, dass ich genügend kompetent bin, in einem Diskurs zu bestehen, sofern ich ihn bekomme, oder ansonsten den Leuten an den Kopf werfen kann, ohnehin nicht auf solche Ignoranten angewiesen zu sein, die mich, der ich gar nichts damit am Hut habe, in die Nähe von Nazimüll rücken wollen.

Ob und wie stark der berufliche Erfolg gefährdet ist, wenn man sich zur AfD bekennt, weiss ich auch nicht wirklich, es wird wohl ziemlich stark vom Tätigkeitsfeld abhängig sein. Ich habe im Artikel die Rede von Bernd Gögel geteilt, eine Rede, die ich so nicht unbedingt von einem Unternehmer im Bereich Spedition erwarten würde, auch wenn ich generell viel von Unternehmern halte. Ein AfD-Gegner sollte sich das garantiert nicht ansehen, weil dessen Aufnahmekapazität in Sachen Deutlichkeit überschritten werden dürfte. Gögel ist aber auch schon 62 und hat nicht mehr 30+ Jahre Arbeitsalltag vor sich.

Jetzt gab es ja noch das Skandälchen um Alexander Gaulands (ja, er ist mir in seinen Ausführungen allzuoft zu wenig beherrscht, das wird Wählerstimmen gekostet haben) Ausführungen zu den Soldaten in den beiden Weltkriegen. Wenn man jetzt im politisch korrekten Jargon ernsthaft behaupten will, dass die eigenen Soldaten sowieso nur alles Verbrecher sind, wie soll man in irgendeiner Weise schlüssig begründen können, warum Deutschland überhaupt noch über eine Armee verfügt? Damit meine ich sowohl die BRD-Bundeswehr, als auch die DDR-NVA. Deutschland war zuvor, insbesondere Preussen, der Militärstaat schlechthin, aber eigentlich dürfte klar sein, dass sich spätestens seit dem Ersten Weltkrieg die Geheimdienste und die gesicherte Finanzierung als wichtigere Werkzeuge erwiesen haben. Wollte man die Begründung stringent durchziehen, müsste man generell zur vollen Eigenverantwortung übergehen und jeglichem Befehlsausführertum eine Absage erteilen.

Aber dem Befehlsausführertum ist mitnichten eine Absage erteilt worden, man hört ja derzeit öfter davon, dass die Journalisten beim ÖR-Rundfunk verpflichtet seien, alternativlos, zugunsten der Regierung zu berichten. Dabei wären als Konsequenzen einzig wirtschaftliche zu erwarten, es sei denn man veröffentlicht Dokumente hoher Geheimhaltungsstufe, das bringt einen in der Regel länger ins Gefängnis. Im Dritten Reich war als Konsequenz des Ungehorsams oft der Tod in Kauf zu nehmen, wer also heute nicht bereit ist, für die Wahrheit ein bisschen wirtschaftliche Konsequenzen zu tragen, muss so ehrlich sein, dass er weiter gehende Konsequenzen niemals auf sich nehmen würde. Wie man dann solches von anderen Menschen erwarten kann, lässt sich dann auch nicht mehr gut begründen.

Wenn Björn Höcke eine langweilige Rede hält und ein Denkmal, das an deutsche Schandtaten erinnert (die Deutschen sind wohl das einzige Volk, das die eigene Schande wirklich zeigt, ich finde das gut und eine grosse Leistung), als solches bezeichnet, dann ist es auch offenbar auch falsch. Falsch fand ich, dass er seine Forderung nach einer 180 Grad Kehrtwende bei der Erinnerungskultur nicht detailliert erklärt hat. So wie er es gesagt hat, lässt es eine zu grosse Breite an Interpretationen zu. Er hat aber trotzdem nicht gesagt, das Mahnmal in Berlin selbst sei eine Schande. Es wäre offensichtlich reichlich verkehrt, würde man dieses Mahnmal, das schon von allzuvielen Touristen durch seltsame Posen darin entwürdigt wurde, als ein Denkmal deutscher Leistung usw. bezeichnen. Das zum Thema Sprachkompetenz. Aus meiner Sicht muss ohnehin jeder anständige Deutsche in irgendeiner Form mit der Vergangenheit seinen Frieden schliessen. Man soll daraus lernen, auf jeden Fall, aber man kann sich nicht täglich damit belasten. Die unanständigen erwähne ich in dieser Sache gar nicht, denen ist das sowieso entweder egal oder sie suhlen sich unhinterfragt im Tümpel angeblicher moralischer Überlegenheit.

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem adligen Deutschen, der in der Schweiz lebt. Er hat mir gesagt, dass Deutschland schon einiges an kulturellem Wert und an wissenschaftlichen, respektive ingenieurstechnischen Leistungen hervorgebracht hat. In Sachen Politik soll es aber möglichst nicht versuchen, allzuviel eigenes hervorzubringen, sondern sich damit zurückzuhalten, da das mehrfache Scheitern der eigenen Ansätze eine offensichtliche Tatsache sei.

Der Nazivorwurf ist unspezifisch, aber tödlich wirksam. Es gibt bei den Altparteien (und sogar bei deren Anhängern) niemanden, der Mitglieder im eigenen Lager zurückpfeift, die die Nazikeule gegen einen politischen Gegner verwenden. Man kann auch die Vokabel Rassist diskursfrei einsetzen.

Ich befürchte, dass sogar auf Steemit nur wenige AfD-Hater (die gibt es hier zuhauf) energisch widersprechen würden, wenn dich jemand mit diesen "Titeln" bezeichnen würde.

Der Antifaschismus ist der Faschismus der Gegenwart.

Auf mich wirken die Totschlagwortverwender wie die Bullies des Erwachsenenschulhofs. Wer sich sozusagen das Totschlagargument verdient hat, bestimmen sie oder kriegen es eingeflüstert. Realitätsnähe ist dabei wenig relevant.

Allerdings ist schon im Voraus klar, dass alle Totschlagargumente nur auf irgendwelche anderen angewendet werden, niemals auf sie selber. Das scheint mir insgesamt ein höchst infantiles Konzept zu sein. Da man teilweise in der societas decadens seine Identität frei wählen kann, wähle ich vielleicht auch bald eine neue Identität und erkläre mich zum immerwährend pubertierenden Wohlstandskind...

Zum Thema AfD-Hater kann ich sagen, dass es, als ich hier auf Steemit angefangen habe, kaum welche gab und ich wegen halbwegs-pro-AfD Beiträgen eigentlich kaum je angegriffen wurde. Einzig hat mir mal jemand erklären wollen, die Sozialdemokratie sei noch längst nicht überholt von den aktuellen Realitäten. Am Sonntag wird es wohl einen kleinen Realitycheck zum Thema geben.

Um grosse Diskussionen anzuziehen, bin ich eindeutig zu wenig bekannt. Dazu scheint es mir auch, dass mein Schreibstil wohl nicht wirklich dazu taugt, grosse Diskussionen zu verursachen.

Als "Verfassungsfeind" kann man ja wohl nur diejenigen bezeichnen, die die Umsetzung des Artikels 146 GG verhindern.

Ich bin für strenge Bestrafung. Dazu wäre aber wiederum die Durchsetzung eines echten Rechtsstaats die Voraussetzung.

Vielleicht sollte man dafür mal ein "Durchsetzungsgesetz" verabschieden.