Nicht gesehen werden
„Das ist ein uralter Schmerz, der bis weit in die Kindheit zurückreicht. Denn kaum jemand von uns wurde als Kind wirklich gesehen. Die Eltern waren schlichtweg nicht in der Lage, uns in unserem Wesen wirklich zu sehen. Und das ist ein tiefes, unerfülltes Bedürfnis. Ein tiefer, unerfüllter Wunsch.
Und den tragen wir, solange er in uns da ist, dann in unserem späteren Leben in jede Begegnung hinein. Und die Absicht der Seele ist, dass durch diese Begegnung, durch diese Erfahrung, dieser uralte Schmerz, wieder bewusst wird. Nur wenn er bewusst wird, kann er in die Heilung gehen.
Und dann sagen die Menschen zu den betreffenden Anderen: 'Du hast mich nicht gesehen, du hast mich verletzt.' Was an der Oberfläche richtig ist. Aber in der Tiefe hat dieser Mensch sich nur zur Verfügung gestellt, um den Schmerz, den wir bereits in uns trugen, wieder hervorzuholen.
Solange ein Schmerz in uns eine ziemliche Aufladung hat, werden wir instinktiv genau von den Menschen angezogen, die diesen Schmerz bedienen. Es gäbe viele andere, die den Schmerz nicht bedienen würden. Aber die sind uninteressant. Wir gehen instinktiv zu denjenigen, die den Schmerz bedienen.“
Gerd Bodhi Ziegler, Magie der Freude 2024
Aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Bild: Pixabay/ PozitiveDezign)