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RE: Direkte Demokratie (english speakers: please use google translate)

in #deutsch8 years ago (edited)

Prinzipiell bin ich für mehr Volksentscheide (ich denke auch, dass vieles von dem richtig ist, was die Schweiz anders macht als Deutschland).
Zugleich besteht aber meiner Meinung nach auch ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad des Durchschnittsmenschen und der Effektivität von Volksentscheiden. Gebildete Menschen (nicht nur im akademischen Sinne, sondern auch insofern als sie dazu erzogen wurden, selbstständig zu denken) dürften statistisch gesehen klügere Entscheidungen treffen als ungebildete bzw. politisch desinteressierte. Mehr Volksentscheide bringen m. E. die Verpflichtung mit sich, alles nur Mögliche für mehr Bildung zu tun, und in der Erziehung darauf zu achten, Heranwachsende nicht zu konsumierenden Ja-Sagern zu machen, sondern kritisches, eigenständiges Denken zu fördern.

Das gilt übrigens meiner Ansicht nach nicht nur für Volksentscheide allein, sondern für demokratische Systeme insgesamt. Kurz: Demokratie ist super, wenn hinreichend viele Menschen an Politik, Wirtschaft, technologischen Entwicklungen, Umweltschutz, ... interessiert und gut genug informiert sind, um die Tragweite ihrer Entscheidungen überhaupt erfassen zu können. Ist die "Masse" jedoch zu uninformiert bzw. desinteressiert, ist es fraglich, ob sich auf die Dauer demokratische Systeme gegenüber solchen, wie z. B. dem chinesischen, durchsetzen werden, wo eine kleine Gruppe von Menschen die Richtung vorgibt. Negativpunkte des chinesischen Systems sind zweifellos Unfreiheit, teilweise auch Unterdrückung (was ich schlimm finde), auf der Plusseite steht jedoch, dass die Regierenden langfristig planen können, ohne befürchten zu müssen, bei unpopulären (aber möglicherweise auf lange Sicht sinnvollen) Entscheidungen sofort abgewählt zu werden. Man denke z. B. an das Hin und Her des hiesigen Atomausstiegs, wo sich die vorgegebene Richtung immer wieder änderte, je nach dem, wer gerade regierte (oder was gerade in der Welt passierte). Unabhängig davon, ob man nun für oder gegen den Ausstieg ist, wäre es sinnvoll gewesen, einmal getroffene Entscheidungen auch konsequent umzusetzen, denn wie sagte schon Kasparov: "Ein schlechter Plan ist immer noch besser als gar kein Plan." :)

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Dem stimme ich zu @jaki01 - ergo die Bildungspolitik bzw Umsetzung solcher Maßnahmen muss verbessert werden. Die Ergebnisse der verfehlten Bildungspolitik sehen wir täglich überall - daher hätte ich aktuell Angst wenn bindende Volksentscheide eingeführt werden sollten.