EEG im Ohr – Wenn Kopfhörer zum Grundrechtsrisiko werden

in #deutsch16 days ago

EEG im Ohr – Wenn Kopfhörer zum Grundrechtsrisiko werden

Was gestern noch Science Fiction war, steht heute in Patenten: Earbuds, die Hirnströme (EEG) messen. Der technische Fortschritt ist real – die Risiken für Grundrechte auch.

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Einleitung

Apple hat Schutzrechte angemeldet, die AirPods als Messgeräte für Hirnströme (EEG) beschreiben. Offiziell geht es um Wellness, Fitness oder medizinische Unterstützung. In Wahrheit öffnet sich damit ein neues Feld: die intimste aller Datenquellen – unser Denken selbst.

Von der Spielerei zur Überwachung

Das Patent US20230225659A1 beschreibt Earbuds mit mehreren Elektroden, die elektrische Signale im Kopf erfassen und dynamisch die besten Elektroden auswählen. Damit lassen sich Zustände wie Konzentration, Müdigkeit oder Stresslevel in Echtzeit einschätzen. Was praktisch wirkt, verwandelt das private Ohrhörer-Gadget in ein potenzielles Überwachungsinstrument.

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Grundrechte per AGB verkauft

Nach unserem Grundgesetz gilt: Eingriffe in die Privatsphäre bedürfen einer gesetzlichen Grundlage und klarer Verfahren. In der digitalen Praxis umgehen Konzerne diese Schranken elegant: Ein Klick auf „Ich stimme zu“ in AGB und Datenschutzerklärung, und selbst hochsensible Daten fallen unter kommerzielle Nutzung. Formal liegt eine Einwilligung vor – faktisch wird ein Grundrecht aus der Hand gegeben.

  • Asymmetrie: Der Nutzer versteht Tragweite und Zweckbindung oft nicht vollständig.
  • Datenausweitung: Daten werden für „Wellness“ erhoben, später aber breiter verwertet.
  • Privatrechtliche Verlagerung: Schutzfragen, die ins öffentliche Recht gehören, enden im Kleingedruckten.

Warum das gefährlich ist

Hirndaten sind keine normalen Daten. Sie verraten nicht nur, was wir tun, sondern wie wir denken. Sie sind damit die sensibelste Form persönlicher Information.

  • Manipulationsrisiko: psychologische Profilbildung, Aufmerksamkeitstracking, Trigger-Design.
  • Sekundärzugriffe: Wenn der Staat später Zugriff verlangt, steht kaum noch ein Schutzwall – die Daten existieren bereits.
  • Unklare Zweckgrenzen: Von „Gesundheit“ zu Werbung oder Scoring ist es nur ein kleiner Schritt.

Sensibilisierung statt Resignation

Der Rechtsstaat lebt nicht von Vertrauen, sondern von Verfahren.

Es geht nicht darum, Technik zu verteufeln, sondern Grenzen einzuziehen: Nicht alles, was machbar ist, darf bedenkenlos akzeptiert werden. Bürgerinnen und Bürger sollten bei jedem Klick auf AGB wissen: Hier geht es um mehr als um eine harmlose Zustimmung – es geht um Grundrechte.

  • Transparenzpflichten für neurodatenfähige Geräte klar gesetzlich regeln.
  • Einwilligungen für besonders schützenswerte Neurodaten separat und granular einholen (Opt-in, kein Bundle).
  • Zweckbindung und Löschkonzepte durchsetzbar machen; Keine Weitergabe ohne explizite neue Zustimmung.

Fazit

Apple mag EEG-Funktionen als Innovation verkaufen. Der mögliche Preis ist hoch: die Auflösung des verfassungsrechtlichen Schutzversprechens durch stillschweigenden Grundrechtsverzicht im Privatrecht. Was heute als Patent belächelt wird, kann morgen Realität sein. Wer den Rechtsstaat ernst nimmt, muss hier rechtzeitig Grenzen ziehen.


Quelle

Apple Inc.: „Biosignal Sensing Device Using Dynamic Selection of Electrodes“, US-Veröffentlichung US20230225659A1.

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Erst hat man die Kameras an Laptops abgeklebt, danach die Spracheingabe der SmartTVs deaktiviert, Google Standort ausgeschaltet und jetzt kommst du mit so einem Bericht um die Ecke? 🙈. Danke, gut zu wissen, zum Glück kaufe ich nur die billigen. Denke dass es nicht nur Apple nutzt, bzw nutzen kann. Es ist ja bekannt dass Straftäter überwacht werden dürfen, man könnte GPS alles in die Earpods einbauen. Ich glaube was in diesem Bericht steht, denn es gibt auch Musik, die heilende Klänge erzeugt, wird mit einer bestimmten Frequenz abgespielt.
Grüsse

Danke dir 🙏 – und bitte nicht falsch verstehen, ich will dir das Thema gar nicht madig machen. Mir geht’s nur darum, dass wir alle bewusste Entscheidungen treffen können. Deshalb finde ich Aufklärung und Diskussion so wichtig.

Gerade bei solchen Entwicklungen wie den Earbuds: Im Ausland, wenn ich einen Simultanübersetzer brauche, kann ich ja immerhin abwägen – brauche ich das jetzt wirklich oder nicht? Aber die Entscheidung muss eben auf einer ehrlichen Basis möglich sein.

Und was du zu Frequenzen sagst, passt super. Prof. Emoto hat ja schon gezeigt, wie Gedanken und Schwingungen die Struktur von Wasserkristallen verändern können. Tesla sagte auch: Wer das Universum verstehen will, muss in Energie, Schwingung und Frequenz denken. Heute gibt es sogar Forschung, die zeigt, dass man Krebszellen mit bestimmten Frequenzen „zerplatzen“ lassen kann.

In dem Sinne: lieber gemeinsam hinschauen und nachdenken, als blind alles abzunicken.

Viele Grüße

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Curated by: @ripon0630