RE: Links gegen Rechts – und beide gegen die Vernunft
Danke für deine ausführliche Rückmeldung – ich schätze es wirklich, wenn jemand sich die Mühe macht, so klar und ehrlich zu formulieren. Ich sehe das ein Stück weit anders, nehme die Kritik aber ernst und versuche, mich zu verbessern. Keiner von uns ist perfekt, und ich bemühe mich (wie du sicher auch), möglichst objektiv und sachlich zu bleiben. Am Ende sind wir alle nur die Summe unserer Erfahrungen, und genau das macht den Austausch ja spannend.
Zur Verwechslung von Libertarismus und Anarchie (bzw. „Recht des Stärkeren“): Das ist ein häufiges Missverständnis, aber ein wichtiger Unterschied.
Anarchie (im umgangssprachlichen Sinn) bedeutet oft Abwesenheit jeglicher Regeln – ein Zustand, in dem tatsächlich das „Recht des Stärkeren“ herrscht, weil niemand eingreift, wenn jemand mit Gewalt oder List seine Interessen durchsetzt.
Libertarismus hingegen basiert auf einem minimalen, aber klar definierten Rechtsstaat, dessen einzige Aufgabe es ist, individuelle Rechte (Leben, Freiheit, Eigentum) zu schützen. Gewalt darf nur als Reaktion auf Gewalt eingesetzt werden – und zwar durch ein neutrales, transparentes System (Gerichte, Polizei), nicht durch den Stärkeren selbst.
Das „Recht des Stärkeren“ wird im Libertarismus ausdrücklich abgelehnt, weil es genau das verletzt, was geschützt werden soll: die Freiheit des Schwächeren. Libertäre fordern nicht „rücksichtslose Freiheit“, sondern Freiheit mit Verantwortung – nämlich die Verantwortung, die Rechte anderer nicht zu verletzen.
Ich hoffe, das klärt den Punkt ein bisschen. Und ja – ich will provozieren, aber nicht, um Recht zu behalten, sondern um zu verstehen. Danke, dass du mich daran erinnerst. 😊