Dienstag, der 02.09.2025

in #deutsch4 days ago

Was für ein Tag. Der Krebs verfolgt mich in meinen Träumen; ich erlebe die Diagnose und das Todesurteil jedes Mal von Neuem – eine wahre Tortur. Zwar kann ich mich nur noch an kleine Fragmente des Traums erinnern, doch an einem Punkt habe ich geweint, weil ich mich hilflos und dem Tod näher als je zuvor gefühlt habe.
Der Morgen begann damit, dass ich einen Wartungstermin für meinen Kleinwagen organisieren musste. Heutzutage kann man schon froh sein, wenn man zeitnah eine akzeptable Uhrzeit angeboten bekommt. Sobald ich auch das erledigt und bezahlt habe, werde ich das Fahrzeug verkaufen. Leider kann ich es mir in Zukunft nicht mehr leisten.
Meine Krankmeldung läuft am Freitag ab, und ich war mir unsicher, ob ich nicht doch ab Montag wieder arbeiten gehen sollte. Doch es gibt noch einige Dinge zu erledigen, und psychisch bin ich am Ende. Der Verlust meines Vaters in dieser Situation ist unendlich schmerzhaft. Ich kann es nicht in Worte fassen. Wie soll ich diese Trauer verarbeiten? Es erscheint mir unmöglich.
Die Steuererklärung habe ich noch nicht erledigt, da mir noch Unterlagen fehlen. Deshalb habe ich direkt online eine Fristverlängerung beantragt. Klingt einfach, doch in meiner psychischen Verfassung ist selbst das unglaublich kräftezehrend. Alles kommt mir sinnlos vor – ich habe nicht einmal Lust, mich mit Freunden auf dem Weindorf in Stuttgart zu treffen. Ich weiß, ich würde dort keinen Spaß haben.
Mittags habe ich eine Runde Grim Dawn auf DLive gestreamt, war aber mental nicht wirklich dabei. Es war eher ein ständiges Motzen und Klagen. Dann kam ein Anruf dazwischen – es war mein bester Freund. Doch auch hier ging es um dieses eine Thema, das seit über einem Jahr meine Seele verdunkelt. Jeder Husten, jede Erinnerung an früher erinnert mich daran, dass ich einst ein bescheidenes, aber gesundes Leben hatte. Und dann werde ich traurig, die Tränen kommen, und es fällt mir schmerzhaft ein, dass niemand mehr aus meiner Familie lebt, der mir ein tröstendes Gespräch oder eine Umarmung geben könnte.
Das war’s.
Ich fühle mich allein und ohne eigenes Verschulden zum Tode verurteilt. So fühlt sich dieser Tag an. Fast jede Nacht erlebe ich die Urteilverkündung in meinen Träumen aufs Neue.
Trotzdem werde ich eine Runde in die Stuttgarter Innenstadt fahren, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt – gegen die Menschenmassen und die mögliche Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen, die dort nach Feierabend ihre Runden drehen. Ich muss ohnehin zum Friseur, also kann ich danach direkt in die S-Bahn steigen und reinfahren. Lust habe ich nicht, aber hier vor dem PC zu sitzen und zu weinen, ist auch keine Lösung.

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manchmal braucht man keine großen worte nur jemand der dir eine hand hin hält und stumm,deine nimmt