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RE: Gut und Böse 3.2

in #deutsch7 years ago

Hallo @parzifal1,
ich kenne Deinen persönlichen Hintergrund (noch) nicht, vermute aber Du hast eine (rein?) philosophische Sicht auf das Thema und schreibst "geballtes" Wissen nieder. Intensiver Text. Schweres Kaliber.

Mich würde interessieren inwieweit aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen in Deine Darstellung eingeflossen sind und ob es hierzu inzwischen überhaupt Ergebisse gibt? Mir sind sogenannte Spiegeluntersuchungen von Tieren geläufig. Dabei wurden z.B. Delfinen und Affen körperliche Merkmale (roter Punkt) aufgemalt. Tiere die sich selbst wahrnehmen können, haben dann versucht diesen Punkt zu entfernen. Bei sich selbst und nicht am Spiegelbild. Dies wurde als eine einfache Form der Selbstwahrnehmung gedeutet?
Ebenso gibt es wohl Rudelverhalten, bei denen kranken Tieren im Rudel geholfen wird. Ist das nicht auch eine Form von Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung? Mit Kopfsensoren wurde auch der vermehrte Neuronenausstoß von Tieren in Leidenssituationen von beobachteten Artgenossen aufgezeichnet?
Keine Ahnung vom aktuellen Stand und alles nur Hobbywissen. Aber vielleicht kannst Du einen Satz dazu sagen?
Beste Grüße @tiblog

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Danke für deinen Kommentar!

In der Tat habe ich eine philosophische Sicht auf das Ganze, hab ich auf so ziemlich alles, weil mir das liegt.
Wegen dem "rein" muss ich an dieser Stelle gleich was anführen. Philosophie ist, genauso wie ihre Schwester Theologie, eine Universalwissenschaft. Das heißt ihr Themenbereich erstreckt sich, grundsätzlich, nicht auf einen Teil des Daseins, sondern auf das "Gesamtbild". Ansonsten wäre es ja unsinnig von Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, usw. zu sprechen. Den sie alle befassen sich mit einem Teil des GAnzen. Das meine ich nicht negativ oder abwertend, es ist einfach so. Darin liegt auch ihre große Stärke, allerdings auch ihre Schwäche (so wie bei allem). Das gilt es zu bedenken.

Was die aktuellen Ergebnisse betrifft, bin ich nie auf dem Laufenden. Ist auch nicht mein Metier. Allerdings lese ich immer wieder Artikel und Aufsätze zu diesem Thema wenn sie mir unterkommen, was auch für alles andere gilt. Und auch übe ich einen Beruf aus, in welchem ich jeden Tag mit Tieren zu tun habe, abgesehen davon das ich auch auf zwei Katzen aufpasse.
Will man sich aber einen "universellen" Blickwinkel bewahren (soweit dies möglich ist?, alleine darüber ließe sich trefflich philosophieren) kann man sich auch nicht zu sehr in die Materie vertiefen.
Du kannst das mit einem Mikroskop vergleichen. Siehst du mit bloßem Auge auf das Präparat, siehst du es in toto. Details wirst du allerdings vergeblich suchen.
Willst du Details, so musst du durchs Mikroskop blicken, wobei du allerdings den Blick für das Ganze verlieren wirst. Womit wir wieder bei Stärke und Schwäche wären.

Die Tierversuche die du ansprichst finde ich sehr aufschlussreich. Beschreiben aber auch ganz gut, was mich daran stört.
Wenn du fragst ob dies eine Form von Selbstwahrnehmung ist muss ich diese Frage klar mit JA beantworten. Ist es.
Bei genauerer Betrachtung ist das allerdings auch nicht verwunderlich. Alles was ein Gehirn und NErven besitzt muss ja notwendigerweise eine Form von Selbstwahrnehmung haben, alleine schon um Sinnesreize wahrnehmen zu können.
Die entscheidende Frage ist, wie weit geht diese Wahrnehmung?
Ein weiteres Problem ist, dass zwar viele Tiere einzelne Anzeichen zeigen, diese sich aber nicht durch ihr ganzes Verhalten ziehen. Das deutet eher auf Intelligenz, als auf Bewusstsein hin.
Die Triebe sind dabei auch gute Beispiele. Wenn du dir deiner selbst bewusst bist, bewusst oder unbewusst ist dabei letztlich egal, so entscheide ICH was ich tue. Da ein Tier dies nicht tut, weil es ÜBERWIEGEND Triebgesteuert ist, kann man sehr wohl darauf schließen, dass Tiere kein Bewusstsein haben.
Noch einen dritten Problemkreis möchte ich ansprechen. Denn der Domestizierung. Die meisten Tiere mit denen wir heute zu tun haben sind dressiert. Sie selbst haben nichts gelernt, alles wurde ihnen beigebracht, bzw. sie wurden durch Züchtung so gemacht.
Wollte man also einen sauberen Beweis antreten für ein tierisches BEwusstsein, so müsste man diese in freier Wildbahn nachvollziehen können.

Zu guter Letzt. Damit auch mein persönlicher Hintergrund klarer ist.
Ich bin ein gläubiger Katholik. Daher ist für mich das "eigentlich" klar. Ich verstehe mich auch als so etwas wie einen Philosophen, also einen Weisheitssucher, weswegen man mich auch Parzifal nennt (nein, ist tatsächlich kein nickname). Deswegen, versteh das Geschriebene bitte nicht so als würde ich meinen dies alles sei in Stein gemeisselt. Doch man sollte Theorie und Wissen, auseinander halten. Natürlich kann es sein, dass die EvolutionsTHEORIE auf den Menschen anwendbar ist. Vielleicht findet man ja mal einen NAchweis für ein tierisches Bewusstsein. Ich persönlich fände das gut. Denn dadurch würde sich unser WISSEN vermehren. Doch solange ich nicht weiss, kann ich nur glauben. Denn bis eine Theorie bewiesen ist, kann ich nur glauben das sie richtig ist.
Deswegen bin ich auch ein gläubiger Mensch. Ich weiss das ich glaube! Aber ich glaube nicht zu wissen!
Kleiner aber feiner Unterschied.

LG
Parzifal

Herzlichen Dank für Deine Antwort.
Schön auf der Blockchain so eine "runde" Betrachtung zum Thema zu finden.

Tja was "fehlt" den Tieren, um Bewußtsein zu entwickeln. Oder besser gefragt, warum ist der Mensch in der Lage Bewußtsein zu entwickeln? Der menschliche Nachwuchs benötigt im Durchschnitt 15 Monate, um sich seiner eigenen Persönlichkeit bewußt zu werden. Vorher erkennt er in einem Spiegel nur den potentiellen Spielkameraden.
Was passiert in diesen 15 Monaten, "wo" entwickelt sich das Bewußtsein?

Tja lieber Parzifal, Fragen über Fragen.
LG @tiblog

"...und wer da sucht, der findet..."

(Matthäus 7; 8)

... heute wohl auch
(Google 1;1)