RE: #2 Rhetorik: die 48 Gesetze der Macht (22/48): Verwandle Schwächen in Stärken
Hallo Joachim,
ich habe recht früh bemerkt, dass ich durch eine solche "Kräftemesserei" unnötig Zeit vergeude, die ich auch sinnvoller nutzen kann.
Beispiel:
Ich konfrontiere den Vorsitzenden eines hoch angesehenen Vereins vor der Veröffentlichung eines Artikels mit den recherchierten Fakten. Diese besagen, dass im Verein nicht nur Vorstandswahlen regelmäßig manipuliert werden, sondern bei der Vergebung von Aufträgen die Mitglieder getäuscht werden, da die Vetternwirtschaft bizarre Blüten treibt. Der Vorsitzender ist gleichzeitig Senior-Anwalt in einer der größten Kanzleien des Bundeslandes. Dessen Reaktion: "Wenn der Artikel so erschient, fehlt dein Blatt morgen am Kiosk."
Als Autor stehen alle Zeichen auf Sturm: Der Kampf kann beginnen.
Doch stand auch ich als Verleger in der Verantwortung - auch gegenüber den Menschen, die am Monatsende mit einer Überweisung rechnen.
Der Artikel nahm den Umweg über einen Medienanwalt und kam ohne Schere nicht aus. Teuer und kein Ruhmesblatt für die Pressefreiheit.
Aber besser als mit Machtgehabe die Existenz einer kleinen Firma aufs Spiel zu setzen. Obwohl ich trotzdem dem Verein einen neuen Vorstand und Untersuchungen der Staatsanwaltschaft einbrachte, empfand ich nicht eine Sekunde das Gefühl hier etwas gewonnen zu haben.
Liebe Grüße
Wolfram
Interessantes Beispiel, danke dir!