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RE: Und immer wieder diese ZEUGNISSE... 😫

in #deutsch8 years ago

Donnerwetter, Beurteilung eines Schülers in der Form: "Du bist!"
Ich habe in der beruflichen Bildung gearbeitet. In den Zeugnissen dort wird immer nur die fachliche Leistung beurteilt und bei Minderjährigen auch das Lernverhalten (arbeitet konzentriert ...) und das Sozialverhalten (hilfsbereit ...), also letztlich das im Rahmen des Unterrichts Wahrnehmbare, aber niemals in der Art "Ich sage dir jetzt mal, was du für ein Mensch bist".
Wird das tatsächlich an eurem Förderzentrum so verlangt, ist das sogar allgemein üblich oder habe ich dich missverstanden?

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Guten Morgen,
ich schreibe natürlich nicht "Du bist", aber so fühlt es sich oft an. "Zuverlässig", "sorgfältig" etc. sind ja doch Attribute, die wie "du bist" aufgenommen werden (können). Und das ist bei uns meine ich noch schwieriger. "Für seine Möglichkeiten sehr sorgfältig" ist ehrlicher, aber selbst da ist schon eine fette Einschränkung drin. Der Schüler versteht "Du bist behindert".
Die "fachliche Leistung" wird bei uns tatsächlich nicht beurteilt, weil sie keinem Vergleich standhalten würde. Es gab schon Praktikumsgeber und damit potentielle Arbeitgeber, die nicht einschätzen können, wer denn da kommt. Wir beschreiben da nur Unterrichtsthemen. Zum Beispiel "Umgang mit dem Zollstock". Da steht dann nicht, dass der Schüler die Ziffern vielleicht gerade mal ablesen kann und aufgeschmissen ist, wenn er neu anlegen muss.

Ok, danke dir. Freut mich, dass du bei den "Verhaltensoriginellen Unterrichtsimpulsen" nicht mitmachst. Solche Wortschöpfungen, haben ja im allgemeinen Sprachgebrauch schon fast satirischen Charakter. Was soll das sein? Fachsprache? Euphemismus? Aus meiner Sicht wird damit mehr ein Ausrufezeichen hinter eine Person gesetzt. Wohnt solchen angestrengten Wortschöpfungen vielleicht auch ein bisschen Überheblichkeit inne?

Euphemismus auf alle Fälle. Überheblichkeit wohl nicht. Eher Hilflosigkeit. Irgendwas könnte ja mal wieder gegen die "political correctness" verstoßen...
Aber frag` mal die Behinderten (dieser Ausdruck steht hier voller Absicht). Die wollen nicht als behinderte Menschen oder Menschen mit Behinderung betrachtet werden, sondern als Menschen. Als eigenständige, gleichberechtigte Personen. Und so lange das nicht in die Köpfe eines Großteils unserer Gesellschaft geht, ist auch die Nomenklatur nebensächlich. Ein Wort bedeutet immer das, was man damit verbindet, so "schön" es sich auch anhören mag.