Peinliche Karaoke-Nacht
Ich hätte einfach „Nein“ sagen sollen. Aber nein, meine Freunde hatten mich überredet: Karaoke-Abend in einer halbwegs vollen Bar. Ich hatte drei Cola-Rum getrunken und genug Selbstbewusstsein, um zu glauben, dass ich ein Mikrofon halten darf.
„Such dir was aus!“, rief jemand. Ich scrollte durch die Songliste und wollte eigentlich was Einfaches nehmen. Aber mein Gehirn – inzwischen leicht benebelt – dachte sich: Queen. Bohemian Rhapsody. Voll die gute Idee. Spoiler: War es nicht.
Ich stieg auf die kleine Bühne, das Mikro knisterte in meiner Hand. Die ersten Töne kamen – und ich startete. Voller Inbrunst. Der erste Teil lief sogar ganz okay. Ein paar Leute klatschten. Dann kam der Opern-Teil. Ich weiß nicht, was genau passierte, aber mein Versuch, Falsett zu singen, klang ungefähr wie eine Mischung aus kranker Katze und platzendem Luftballon. Ich sah in die Menge – niemand klatschte mehr. Eine Frau in der zweiten Reihe filmte. Ich glaube, sie hatte Mitleid. Oder Stoff für TikTok.
Und dann – der Tiefpunkt: Ich riss beim dramatischen Finale das Mikro hoch, wollte die letzte Zeile episch herausbrüllen – und schlug mir selbst damit gegen die Stirn. Laut. So laut, dass es im Mikro einen „BUMM“-Sound gab, als wäre Godzilla gestolpert.
Stille. Dann Gelächter. Ich verbeugte mich – halb aus Reflex, halb um meine Scham zu verstecken – und verließ die Bühne mit einem Fleck auf der Stirn und einem ganz neuen Respekt vor Freddie Mercury.
Am nächsten Tag kursierte ein Video mit dem Titel: „Wenn Selbstüberschätzung ein Lied wäre.“ Ich bekam über 40 Likes.