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RE: Lehrbücher verb(r)annt und von vorne begonnen - Matherevolte in Singapur

in Kururu-TV3 years ago (edited)

Schon witzig, wie du mit einem einzigen provokanten Kurzpost Jahrzehnte alte Lernpsychologie und Bildungspolitik über einen Kamm zu scheren versuchst. Könnte sogar gelingen, gäbe es nicht gleich zu Beginn einen eklatanten Fehler (der so auch nicht im Video benannt wird) in deinen Ausführungen.

Singapur hat sich vor 35 Jahren komplett von ALLEM vorgegebenem importierten Wissen in Form von Lehr- und Bildungsliteratur getrennt

Das stimmt so nicht. Es handelt sich nicht um "importiertes" Wissen, sondern um - auch hierzulande in der 80er Jahren als längst veraltet geltende - Didaktik. Es geht um Bruners Wie.

Die Dreigliedrigkeit des Lernens wird auch bei uns den Pädagogen ab dem ersten Semester gelehrt, jeder Lehramtsanwärter fällt durch jede Lehrprobe, sofern er diese nicht (zumindest in seinen schriftlichen Ausführungen, denn symbolische Lerninhalte können ja auf enaktiven und bildlichen in vorherigen Unterrichtsstunden behandelten aufbauen) berücksichtigt.

An Förderzentren geht's gar nicht anders, auch in offenen Unterrichtsformen wird in der Regel Bruners lernpsychologischer Ansatz berücksichtigt. Alle anderen sollten (die meisten [dumm ist in D die bestehende Länderhoheit in Kultusangelegenheiten] Lehrpläne beinhalten E-B-S als obligatorisch), können aber oft nicht. Und hieran (nicht an Lehrbüchern, die ja gar nicht enaktiv sein können [maximal Vorschläge dafür bieten können, wie z.B. in den Bücher des "Verlag an der Ruhr" hervorragend umgesetzt], nur symbolisch und wenn sie gut sind, zudem bildlich) krankt unser System: Das Know-how ist vorhanden, ausreichend Personal und Gelder für praktisches Unterrichtsmaterial werden nicht bereitgestellt.
Dabei berücksichtige ich jetzt mal nicht die Pflicht zur individuellen Förderung (einige Kinder benötigen immer enaktive Inputs, andere können rasch symbolische Transferleistungen erbringen) oder das Erkennen individueller Neigungen (ich habe mit Bauklötzen gebaut, Lego war auch cool, Fisher-Technik für mich nicht mehr, dafür habe ich jedes tote Lebewesen mit der Lupe inspiziert, gar "seziert", weil mich Anatomie interessierte - alles kann keinen Menschen faszinieren...), denn das wäre für ein "Industrieland" noch trauriger...

Kennst du Sprouts?

Jo. Die sind wirklich gut!

Leider können auch die (wie jeder andere Lehrvideo-Kanal) aus technischen Gründen nicht über den bildlich-symbolischen Wahrnehmungskanal nicht hinaus. Das "handfeste" Experimentieren, das Stromern in der Natur etc. nimmt dem Lernenden auch der beste Kanal nicht ab (Stichwort "Homeschooling" und seine Grenzen).