Hat jemand Baumkuchen gesagt? 👹🍣🎎 Mein Japan

in Steem Japan2 days ago (edited)

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Was mich hier in Japan immer wieder erstaunt, ist, wie gut dieses Land und seine Menschen in der Lage sind, Dinge aus anderen Ländern und Kulturen zu übernehmen. Das beginnt bei Religionen wie dem Buddhismus oder dem Schriftsystem, das man aus China entlehnt hat, aber auch in der Neuzeit findet man im Alltag unzählige weitere Beispiele. Man braucht sich nur die japanischen Gesetze und Verordnungen, die Medizin, die Kleidung, die Mode, die Musik und die Filme anzusehen - so vieles hier im Land der aufgehenden Sonne ist von fremden Einflüssen geprägt, hat aber glücklicherweise immer seine eigene und oft einzigartige Identität bewahrt.

An vielen Stellen scheint Japan offen für fremde Ideen zu sein und ist gleichzeitig in der Lage, diese sogar noch zu verfeinern und zu verbessern. Das merkt man vor allem bei den Gerichten, die im Laufe der Zeit in das Land eingeführt worden sind. Denken wir nur an Ramen, die Nudelsuppe, die vor langer Zeit aus China kam und zum vielleicht wichtigsten Soul Food überhaupt geworden ist. Ramen gibt es in vielen Varianten im ganzen Land, und sie ist vielleicht das am meisten geschätzte und diskutierte Essen überhaupt.

Ein weiteres Beispiel ist der Baumkuchen, eine traditionelle deutsche Süßware, die jedoch den Weg in die Herzen vieler Japaner gefunden hat. Die Ursprünge dieses leckeren Gebäcks reichen weit in die Vergangenheit zurück, und wie es scheint, wurden die ersten Baumkuchen bereits im Mittelalter gebacken, serviert und gegessen. In Japan dauerte es etwas länger, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, als ein deutscher Kriegsgefangener bei einer Ausstellung in der Stadt Hiroshima den Japanern den deutschen Baumkuchen vorstellte. Von da an brauchte es nicht mehr allzu lange, um Baumkuchen in ganz Japan populär zu machen, und bis heute kann man ihn in unzähligen Läden im ganzen Land finden und kaufen.

Um ehrlich zu sein, habe ich eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, wie Baumkuchen eigentlich hergestellt wird. Natürlich ist es offensichtlich, dass der Kuchen einem Baumstamm ähnelt und aus mehreren Schichten besteht. Aber mehr wusste ich nicht darüber, obwohl ich ihn schon oft gegessen hatte.

Es war einigen Jahren, als wir in der Stadt Matsumoto in der Nagano Präfektur zu Besuch waren, bis ich wirklich begriffen hatte, wie man diesen Kuchen denn macht. Wir waren in der Stadt unterwegs und vor einem Geschäft, das sich ganz auf die Baumkuchenherstellung spezialisiert hatte, hatte es dann endlich Klick gemacht.

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In der Schaufensterauslage konnte man mehrere Kuchenrollen sehen, und schnell hatte ich begriffen, worum es sich hier handelte. Diese dicken Rollen waren das Objekt der Begierde und zeigten genau die Süßigkeit, über die wir hier gerade sprechen.

Baumkuchen wird also an einem Spieß hergestellt, und dafür werden nacheinander dünne Teigschichten auf eben diesen Spieß aufgetragen und nacheinander gebacken. Dadurch entstehen dann am Ende diese typischen dunklen Ringe, die einen an die Jahresringe eines Baumes erinnern. Eigentlich ganz simple das Ganze, aber bei mir hatte es eben ein wenig länger gedauert, bis der Groschen gefallen war. Dazu musste ich einige Jahre im Land der aufgehenden Sonne verbringen und bis hierher nach Matsumoto vor genau dieses Schaufenster kommen.

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Hier sehen wir den Baumkuchenladen noch einmal von außen, und wie es scheint, ist er recht beliebt. "Baumukuhen バウムクーヘン" wie diese Leckerei hier in Japan genannt wird, erfreut sich wirklich großer Beliebtheit und man findet ihn in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Ich muss zugeben, dass die Japaner es geschafft haben, diese deutsche Backware sogar noch zu verbessern. Hier in Japan schmeckt er einfach noch leckerer und ist dazu auch noch saftiger.

Und dann eben die verschiedenen Geschmacksrichtungen, von denen insbesondere die Matcha-Variante heraussticht. Ich selber freue mich jedes Mal, wenn ich hier in Japan ein Stück Baumkuchen genießen kann, es ist immer eine wahre Köstlichkeit.

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Preislich gesehen kann es dabei aber schon mal etwas teuer werden, gerade in einem Laden wie diesem hier. Diese saftige Rolle kostet 23.000 Yen, was für einen Japaner einem Preis von über 200 Euro gleichkommt. Nun ja, man kauft normalerweise ja nicht gleich die ganze Rolle, obwohl ich dies nur zu gerne gemacht hätte. Aber auch ein Ringstück ist nicht immer ganz billig, dafür aber um so leckerer.

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Baumkuchen ist wohl auch ein populäres Geschenk für Hochzeitsgäste, da der Kuchenring wohl an einen Ehering erinnern soll. Nun ja, diese Assoziation kam mir selber bisher noch nicht in den Sinn, aber so ganz abwegig ist das vielleicht dann doch nicht.

Wie auch immer, ich kann jedem nur empfehlen, dass man, sobald man die Gelegenheit bekommt, ein Stück japanischen Baumkuchens zu probieren, unbedingt zugreifen sollte. Ansonsten würde man definitiv etwas verpassen und ich kann mir vorstellen, dass man im Anschluss sogar selber ein Stück Baumkuchen in der eigenen Tasche hat. Baumkuchen eignet sich perfekt als Mitbringsel für Freunde und Familie, aber auch für einen selber.

Ich sollte mir wohl auch bald mal wieder ein Stück Baumkuchen gönnen. Hier in Japan habe ich ja, wie erwähnt, eine recht große Auswahl und muss dafür auch gar nicht weit laufen. Mal schauen, vielleicht dauert es ja gar nicht so lange, bis ich ein leckeres Stück Baumkuchen vor mir auf dem Teller zu liegen habe. Manche Dinge sollte man nicht zu lange aufschieben...

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lecker,baumkuchen
den teig habe ich damals mit der kelle auf die rolle gebracht

 2 days ago 

toll, hat mit Sicherheit tausend mal besser geschmeckt als ein Baumkuchen aus dem Supermarkt.