Die Prinzessin im Teufelssee

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Heute gönne ich mir und euch eine kleine Sage, auf die ich vor einiger Zeit gestoßen bin. Ich war zu Besuch in der Hauptstadt, und dort wurde ich auf einen Waldspaziergang eingeladen, welchen ich natürlich nicht ausschlagen wollte. Im Südosten der Stadt befindet sich der Teufelssee, ein kleines Moor, welches von einem größeren Waldgebiet umgeben ist. Und genau dort soll sich vor vielen Jahren gar Schauriges begeben haben, von dem sich die Menschen bis heute kundtun. Es geht um eine Prinzessin und einen alten Fluch, also genau um die Themen, für die alte Sagen und Mädchen bekannt sind.

Genaueres weiß diese Schautafel zu berichten, welche dort am Teufelssee aufgestellt ist. Aber lest doch selber einmal...

Der Teufelssee am Fuße der Müggelberge ist nicht nur der Rest eines einstmals viel größeren Gewässers, das nach dem Schmelzen der Eiszeitgletscher vor etwa 10.000 Jahren entstand. Er ist auch der Ort einer alten Sage, die in vielen Versionen überliefert wurde. Sie handelt von einer schönen Prinzessin, deren Schicksal es ist, in einem Schloss am Grunde des Sees auf jugendlichen Retter und die Erlösung von einem Bann zu warten.

So wie es die Hüter des Waldes schon vor der Zeit der Kurfürsten und Könige sich erzählten, war es der Teufel selbst, der das unglückliche Mädchen mit einem Fluch belegte und der das Schloss, das einstmals ganz oben auf den Müggelbergen stand, mit einem Aufstampten seines ungeheuren Ziegenhufes die Hänge hinabstürzen und im See versinken ließ. Die Prinzessin hatte ihn erzürnt, als er sie zur Frau haben wollte und sie ihn dafür verspottete. So blieb ihr nur die Gnade, die ihr der Herr der Finsternis erwies, als er es gestattete, dass sie in manchen Jahren am Johannistag zur abendlichen Dämmerung am Seeufer erscheint, um dort auf die Erlösung durch einen jungen Burschen zu hoffen. Dieser soll sie der Überlieferung nach auf dem Rücken nach Köpenick tragen und dreimal mit ihr um die Kirche herum laufen. Nur darf er sich dabei nicht umdrehen, egal was auch geschieht. Es wäre sein Ende und die Gefangenschaft der Prinzessin am Seegrund würde sich fortsetzen.

Einst war es ein junger Fischer aus Köpenick, der an den Teufelssee gelangte und dem der Anblick der im Mondglanz am Ufer wartenden Prinzessin, deren Haar vom Leben in der Unterwasserwelt ganz grün war, jede Angst vor den Gefahren ihrer Rettung nahm. Sie stieg auf seinen Rücken und selbst als ihr Gewicht nahe bei der Stadt immer schwerer wurde, blieb er unbeirrt auf seinem Weg und bald schon begann er, die Kirche zu umrunden, Dem Teufel gefiel das gar nicht und so holte er mit all seiner Macht ein furchtbares Gewitter heran, den jungen Fischer zu erschrecken.

Aber dieser hatte schon viele Unwetter auf dem Großen Müggelsee erlebt und ließ sich trotz des lauten Getöses nicht vom Weiterlaufen abbringen, bis die Kirche zum ersten Mal umrundet war.

Ohne anzuhalten lief er weiter, was der Teufel mit Schrecken sah, sodass er aus seinem Reich grässliche Kreaturen herbeirief, darunter auch sechsköpfige Höllenhunde, die sich unserem Paar auf dem Wege entgegenstellten. Es waren garstige Anblicke, die sich ihnen boten, nur fürchtete der junge Fischer sich auch hier nicht, hatte er doch früh schon den Umgang mit den scharfzähnigen Hechten aus der Müggelspree geübt. Er lief einfach weiter und so zogen sich die Höllenwesen dorthin zurück, wo sie herkamen. Der Teufel musste ein weiteres Mal mit ansehen, wie sein Plan, die Rettung der Prinzessin zu verhindern, an dem Mut des jungen Köpenickers zu scheitern drohte.

So erreichten der Fischer und die Prinzessin den Anfangspunkt ihres Weges um die Kirche herum und die schöne Prinzessin schöpfte Hoffnung. bald ihrem unterseeischen Gefängnis mit Hilfe des mutigen jungen Mannes entkommen zu können.

Doch nach wenigen Schritten der letzten Umrundung der Kirche erblickte der Fischer an den Wänden der Häuser den Schein einer Feuersbrunst, die hinter ihnen in der Richtung seines Elternhauses zu lodern schien und er dachte nicht nach und drehte sich um, worauf er verloren war und die Prinzessin durch die Hand des Teufels wieder in das Schloss am Grund des Teufelssees gelangte. Es war nur ein Trugbild gewesen und so nahm das Unglück der schönen Prinzessin seinen Lauf. Bis heute ist nicht bekannt, ob es jemals einem Jüngling gelang, den Teufel in Köpenick zu besiegen.

Text: Carsten Storbeck Illustation: Peggy Villwock | Gestaltung: Rooni Richter

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...am Teufelssee...