Hat jemand Wasabi gesagt? 👹🍣🎎 Mein Japan
Reisen macht nicht nur Spaß, es bildet auch. Jedesfalls, wenn man darauf anlegt und offen dafür ist, etwas Neues zu lernen. Oft braucht es für diesen Prozess gar keine Anstrengungen und man lernt ganz automatisch so viel dazu, wenn man mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt geht. Es gibt überall so viel Interessantes zu sehen und zu entdecken, und wenn man hin und wieder stehenbleibt und hinsieht, und man vielleicht auch noch die eine oder andere Frage stellt, ist man am Ende des Tages meist um Einiges schlauer als zuvor.
Viele von uns, und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein, wissen oft nicht, woher unser Essen eigentlich kommt. Natürlich haben wir, wenn wir in der Schule auch nur ein wenig aufgepasst haben, eine grobe Vorstellung, aber das war es dann auch schon. So richtig haben wir dann doch keine Ahnung, wer wo all die Lebensmittel produziert, die wir täglich auf dem Tisch haben.
Und um diese Wissenslücke zu schließen, bietet sich ein Trip aufs Land oft perfekt an, kommt man hier der Lösung dieses nicht wirklich großen Geheimnisses doch schnell näher und schafft es dabei leicht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Meist geschieht das dann auch Ungeplant und eher spontan und man ist sich des Ganzen dabei gar nicht wirklich bewusst.
Genau so erging es uns auch, als wir vor einigen Jahren eine kleine Reise in die Nagano-Region gemacht hatten. Wir waren eigentlich auf dem Weg nach Matsumuto, hatten aber auf dem Hinweg noch einen kleinen Stopp eingeplant.
Wir hielten bei einer Wasabi-Farm, wo die japanische Variante des guten alten Meerrettichs angebaut und geerntet wird. Wasabi gehört vielleicht nicht zu den Hauptnahrungsmitteln in Japan, ist aber zumindest jedem Sushi-Liebhaber bekannt, der damit seine kleinen rohen Fischhappen noch ein wenig aufpeppen tut.
Aber nicht nur für Sushi und Sashimi, auch bei anderen Gerichten benutzen die Japaner Wasabi als Gewürz, und in Sachen Schärfe übertrifft er den normalen Meerrettich bei Weitem. Ursprünglich war Wasabi eine Wildpflanze, die in sumpfigem Gelände am Rand von Fließgewässern in Japan heimisch ist. Aber heute wird sie auch in anderen Ländern angebaut, vor allem in Taiwan, Korea, Israel, Thailand und Neuseeland.
Eutrema japonicum ist eine krautige Pflanze und sie schafft es auf Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimeter. Genutzt werden von der Wasabi-Pflanze die Knollen, die gerieben und anschließend zum Würzen benutzt werden. Echter, natürlicher Wasabi ist vor allem in Europa sehr teuer und unterscheidet sich oft sehr stark von dem, was man in vielen Läden zu kaufen bekommt.
Wasabipflanzen benötigen kühle und schattige Orte, und das war wohl der Grund, dass die Wasabifelder alle mit schwarzen Tüchern abgedeckt sind, um im schwül-heißen japanischen Sommer zumindest etwas die Hitze abzuhalten.
Von oben betrachtet, ergab sich daher ein recht interessanter Anblick, der einem aber zugleich auch die Dimensionen dieser Wasabifarm deutlich machte. Obwohl in Japan weiterhin eine große Menge Wasabi angebaut wird, reicht dies wohl nicht aus, um den heimischen Bedarf zu decken, so dass heutzutage große Mengen aus anderen Ländern wie Taiwan und den USA importiert werden. In Zeiten der Globalisierung sind viele heimatliche Produkte wohl gar nicht mehr so authentisch und heimatlich, wie man gerne glauben würde.
Zusätzlich zu kühlendem Schatten braucht der Wasabi auch eine ganze Menge an frischem Wasser. In der Natur kommt er wie gesagt am Rand von Fließgewässern vor, und auch unsere Wasabifarm steht, wenn man genauer hinschaut, eigentlich komplett unter Wasser, welches an jenem warmen Sommertag angenehm kalt war.
Aber auch im Winter wird hier im Wasser gearbeitet, denn wie ich einmal in einer Dokumentation gesehen hatte, braucht die Wasabipflanze ganzjährige Pflege. Der Winter in Japan kann insbesondere hier in der Naganoregion ziemlich kalt und schneereich werden, und ich würde gerne einmal sehen, wie es dann hier an diesem Ort aussehen wird und wie die vielen Pflanzen vor diesen harschen Wetterbedingen geschützt werden. Aber das ist wohl einem anderen Ausflug hierher vorbehalten.
Hier sehen wir nun einige der so charakteristischen Wasabiwurzeln. Frisch gerieben müssen sie wohl zügig verbraucht werden, da sie ansonsten schnell ihre Schärfe verlieren. Ich muss zugegeben, dass wir selber auch meist die in den Läden erhältliche Wasabipaste benutzten, welche natürlich kein reiner Wasabi ist.
Aber zumindest in Restaurants der höheren Preis- und auch Qualitätskategorien sollte man echten, reinen Wasabi frisch aus der Wurzel geschabt serviert bekommen. Mal schauen, ob wir uns das nächste Mal, wenn wir Sushi essen gehen, uns diesen Luxus einmal gönnen können. Aber auch der Wasabi aus der Tube ist ein bei uns gern gesehenes Würzmittel, was nicht nur zu rohem Fisch, sondern auch gut zu einigen anderen Speisen passt und sich deshalb immer in unserem Haushalt befindet.
Eine Wasabifarm mag vielleicht nicht der spektakulärste Ort sein, den man ich Japan entdecken kann, aber wir denken trotzdem immer wieder gerne an unseren Besuch dort zurück und würden ihn jederzeit wiederholen wollen. Es war wohl die Gesamtatmosphäre, die einem so positiv und angenehm in Erinnerung geblieben ist, was einem beim Reisen ja sehr oft passieren kann. Und wie bereits eingangs angeführt, konnten wir dieses Angenehme mit etwas Nützlichem, etwas Lehrreichen verbinden, was letztendlich zu neuen Erkenntnissen geführt hat. Und zu bleibenden Erinnerungen, die ich mir immer zurück ins Gedächtnis holen werde....