Undokai-Tag - Rot gegen Weiß 👹🍣🎎 Mein Japan
Vor kurzem war wieder mal Undokai-Zeit. Undokai (運動会) ist die Bezeichnung für die vielen Schulsportfeste in Japan, und wie so vieles hier unterscheidet es sich stark von den Sportfesten, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere.
Damals fanden unsere Veranstaltungen im Stadion des örtlichen Fußballvereins statt. Wir nutzten das Gelände für Aktivitäten, die sich nicht wesentlich von unserem regulären Sportunterricht unterschieden. Wir rannten, sprangen und warfen Dinge durch die Luft. Abgesehen von der größeren Umgebung war es nicht besonders aufregend. Wir blieben mit unseren Klassenkameraden und unserem Klassenlehrer zusammen, obwohl natürlich auch andere Klassen vor Ort waren. Aber auch sie traten meist innerhalb ihrer eigenen Gruppen gegeneinander an.
In Japan dagegen werden die Grundschüler aller sechs Klassenstufen in zwei Teams aufgeteilt: Rot und Weiß. Diese Teams treten in verschiedenen Wettbewerben gegeneinander an, wobei die Schüler bei den verschieden Wettbewerben jeweils gegen anderen Schüler der eigenen Jahrgangsstufe. Es gibt nicht so viele Disziplinen, was wahrscheinlich an der großen Teilnehmerzahl liegt.
Sechs Klassenstufen mit jeweils vier Klassen von etwa dreißig Schülern ergeben insgesamt rund 700 Kinder, die in zwei Teams aufgeteilt sind. Zu diesem Anlass mietete die Schule diesmal das städtische Fußballstadion, in dem eine Seite der Tribüne für Eltern, Großeltern und Geschwistern geöffnet war. Ich schätze die Zahl der Zuschauer auf etwa 1.500 – viel zu viele für den schuleigenen Sportplatz.
Im Gegensatz zu simultanen Veranstaltungen fanden die Wettkämpfe nacheinander statt, was das Ganze etwas in die Länge zog. Früher dauerte so ein Sportfest den ganzen Tag, aber in letzter Zeit scheinen sich die Schulen damit zufrieden zu geben, nur einen halben Tag einzuplanen.
Obwohl ich nur ein stiller Zuschauer war, hatte auch ich meinen Spaß gehabt. Nach einer kurzen Eröffnungsrede des Schulleiters versammelten sich alle Schüler, um einen kleine gemeinsame Tanzchoreografie aufzuführen. Dafür hatten sie wochenlang in der Schule geübt, und nun war ihr großer Moment gekommen. Es war schön, schwungvoll und auch etwas bewegend, so viele Kinder zu sehen, die zusammen so viel Spaß zu haben schienen.
Als Nächstes folgte das große Anfeuern – in Japan als „Ouen“ (応援) bekannt. Das rote und das weiße Team stellten sich nebeneinander auf und dann ging es los. Das Ganze war nicht nur spontanes Anfeuern, sondern eine regelrechte Performance. Neben verschiedenen Sprechchören und Rhythmen hallen Trommeln, dröhnen Megafone , und alle bewegen sich in koordinierten Schritten. Und da sie einheitliche Sportbekleidung tragen, ist die ganze Szene sehr beeindruckend und macht einen starken Eindruck.
Am meisten überrascht hat mich der Geist, der dahinter steckt. Die Teams feuern nicht nur sich selbst an, sondern oft auch ihre Gegner. Das ist eine schöne Geste, die daran erinnert, dass man zwar heute noch Rivalen sind, aber morgen schon wieder als Klassenkameraden zusammen lernen und spielen wird. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit und des gegenseitigen Respekts schien genauso wichtig zu sein wie der Wettkampf selbst.
Nach dem Anfeuern begannen die Wettkämpfe. Wie bereits erwähnt, nahm jeder Schüler nur an wenigen Disziplinen teil, meist war man am Laufen – manchmal alleine, manchmal dann in Staffeln. Es gab auch Ballspiele, noch mehr Laufen und zum Abschluss einen Huckepackwettbewerb, was aber eher einen spielerischen Charakter hatte. Das ganze Fest war eher auf Teamwork und Spaß ausgerichtet als auf harten Wettkampf, was aber wohl genau richtig war.
Zwei Gewinner und eine Lektion für uns alle
Natürlich gab es auch einen Wettbewerb – sowohl das rote als auch das weiße Team wollten ja gewinnen. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass ein wenig gesunde Rivalität nicht nur wichtig, sondern sogar notwendig ist. Selbst in jungen Jahren ist es gut zu lernen, wie man mit Rückschlägen umgeht, Niederlagen hinnimmt und vor allem immer weitermacht. Solange man es weiter versucht, hat man nicht wirklich verloren. Das ist eine Lektion, die auch wir Erwachsenen hin und wieder wieder auffrischen sollten – und die wir im Trubel des Alltags oft vergessen.
Am Ende gab es tatsächlich zwei Gewinner. Das weiße Team erzielte die meisten Punkte und gewann den Sportwettbewerb. Aber auch das rote Team hatte Grund zum Jubeln. Es gewann den Anfeuerungswettbewerb, von dem es am Ende noch eine zweite Runde gab.
Nach etwa fünf Stunden war dann alles vorbei. Dem Lachen, den fröhlichen Gesichtern und der ausgelassenen Stimmung der Kinder nach zu urteilen, hatten sie sichtlich Spaß gehabt. Viele von ihnen wollten wahrscheinlich noch gar nicht gehen – obwohl ich mir vorstellen kann, dass die meisten inzwischen ziemlich hungrig waren.
Für mich war der Tag aber noch lange nicht nicht vorrüber. Ich hatte am Nachmittag noch einiges an Arbeit zu erledigen und musste später dann wieder los. Aber ich war guter Dinge, beflügelt von dem schönen Wetter und all dem, was ich erlebt hatte. Es war einer dieser Tage, die man auch selber mit einem Lächeln beendet– und einer, den ich nicht missen möchte.
Congratulations!!

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Danke schoen ;)