RE: Is Unbiased Journalism Still Possible?
Mehrere Perspektiven
Ich weiß nicht, ob dir aufgefallen ist, dass es für jeden Vorfall, der auf eine bestimmte Weise dargestellt wird, eine andere, völlig entgegengesetzte Sichtweise gibt. Welche Sichtweise richtig ist, hängt oft vom einzelnen Zuschauer ab, obwohl die Dinge im Leben meist nicht einfach schwarz oder weiß sind, sondern alle möglichen Schattierungen dieser Farben aufweisen, also alle möglichen unterschiedlichen Perspektiven.
Aufgrund bestimmter Ereignisse in meinem Leben habe ich gelernt, selbst zu beurteilen, was wahr ist und was nicht, selbst wenn etwas von einem „Experten“ gesagt wird. Es steckt definitiv etwas anderes dahinter, ein Detail, das die Perspektive verschiebt, oder etwas ganz anderes, das vergessen wurde, berücksichtigt zu werden.
Und was ist dann mit dem Medien-Mainstream, der darauf ausgelegt ist, Perspektiven, Einstellungen und Bewusstsein zu prägen?
Manchmal denke ich, dass all dies notwendig ist. Wie sonst kann man ein Volk regieren, von dem ein großer Teil nicht besonders intelligent ist, jeder seine eigenen Wünsche und Vorstellungen vom Leben hat, und vergessen wir nicht die zweifelhafte Natur der menschlichen Natur 😅
Ich halte dich auf Grund deiner Posts für sehr intelligent, wachsam und kritisch.
Bitte pass auf dich auf und lass dich nicht vom Nihilismus vereinnahmen!
Diesseits des Nihilismus stimme ich deiner Analyse völlig zu.
Was aber folgt daraus - für mich, für dich, für unsere Freunde, für "die Welt"?
Haben wir (du, ich, andere, die Menscheit) eine Chance, sie zu überwinden?
Ohne uns wünschen zu müssen, wir wären wieder wie Tiere und ohne Falschheit?
Ohne uns danach zu sehnen, von Gut und Böse lieber nichts zu ahnen?
Die "Natur" kann dahin zurück, indem sie die Menschheit auslöscht
(und sei es, indem diese sich selber auslöscht),
doch die Menschheit selbst kann nicht dahin zurück, wo sie vor etwa einer Million Jahren her kam.
Ist das Fluch, Segen, beides in eins, keines von beiden?
Ist ein un-religiöser Glaube an eine Gottheit rational möglich und sinnvoll?
Vor einigen Tagen sagte ein berühmter bulgarischer Schriftsteller im Fernsehen etwa Folgendes: Warum glauben wir, gut und in Frieden leben zu können, wenn die Menschheit in jedem Jahrhundert ihres Bestehens immer im Krieg war? (d. h., es gibt keine Entwicklung, und das ist der Zustand der Dinge, vielleicht natürlich und so, wie es sein sollte)
Wissen wir wirklich, was Gut und Böse ist? Jeder Mensch interpretiert dies auf seine eigene Weise. Und wenn es keinerlei Regierung gäbe – weder eine religiöse noch eine juristische – würden Menschen beispielsweise während der Fahrt mit der U-Bahn massenhaft niedergemetzelt...
Aber ja, ich wollte sagen, dass dies kein Nihilismus ist. Aber anscheinend ist es das. 😆
Nein.
Dennoch sind wir eingeladen oder sogar aufgefordert, der Frage nachzugehen.
Dann ergeben sich "abstrakte" Antworten, d.h. solche, die uns keine konkreten Handlungsanweisungen bieten, aber trotzdem sinnvolle Einsichten.
Eine solche "abstrakte" Antwort ist:
Das Gute muss um seiner selbst willen erstrebt werden, nicht als Mittel zu einem Zweck.
Das setzt einerseits voraus, dass ich an das Gute und an die Möglichkeit zum Guten GLAUBE, ohne darüber Bescheid wissen zu können.
Und andererseits folgt daraus, dass ich nicht zufällig "gut" sein kann, sondern nur, indem ich es um seines eigenen Wertes willen erstrebe. Dieses Erstreben, dieser Wille zum Guten ist gut, und das gilt auch dann, wenn es mir nicht gelingt, daraus wirklich gute Taten abzuleiten, weil ich zu wenig weiß über die Konsequenzen meiner Handlungen.
Dass Menschen "massenhaft niedergemetzelt" würden, behaupten immer diejenigen, die Recht und Ordnung mit Machtmitteln aufrecht erhalten wollen, weil sie es sich nicht anders vorstellen können.
Der Schriftsteller kann nur die wenigen Jahrhunderte mit Geschichtsschreibung betrachten. Wie die vielen Jahrhunderte davor aussahen, wissen wir nicht. Ich halte es mit Blick auf die Tierwelt für wahrscheinlich, dass es Stammes- oder Horden-Kämpfe gegeben hat. Aber wie ich an anderer Stelle schon betonte, folgt daraus NICHT, dass es so bleiben müsse. Wir haben etwas, das die Tierwelt bisher nicht kannte, nämlich einen Funken Vernunft. Daraus können wir vielleicht ein Feuer der Vernunft entfachen. Vielleicht. Das Fünkchen zu verachten, weil es jetzt noch kein Feuer ist, haben wir jedenfalls keine Gründe - außer solchen der Depression und Resignation.
Der Nihilismus kann sich nicht rechtfertigen, nicht begründen, nicht beweisen. Er kann nur versuchen, zu ätzen, zu zerstören, zu untergraben. Er ist eine Pseudo-Religion, die aus Angst vor dem Tod (oder aus Wut über das Leben) zum Selbstmord einlädt. (Das hat z.B. Michael Ende in der 'Unendlichen Geschichte' sehr schön dargestellt.)