RE: Is Unbiased Journalism Still Possible?
doch die Menschheit selbst kann nicht dahin zurück, wo sie vor etwa einer Million Jahren her kam
Vor einigen Tagen sagte ein berühmter bulgarischer Schriftsteller im Fernsehen etwa Folgendes: Warum glauben wir, gut und in Frieden leben zu können, wenn die Menschheit in jedem Jahrhundert ihres Bestehens immer im Krieg war? (d. h., es gibt keine Entwicklung, und das ist der Zustand der Dinge, vielleicht natürlich und so, wie es sein sollte)
Wissen wir wirklich, was Gut und Böse ist? Jeder Mensch interpretiert dies auf seine eigene Weise. Und wenn es keinerlei Regierung gäbe – weder eine religiöse noch eine juristische – würden Menschen beispielsweise während der Fahrt mit der U-Bahn massenhaft niedergemetzelt...
Aber ja, ich wollte sagen, dass dies kein Nihilismus ist. Aber anscheinend ist es das. 😆
Nein.
Dennoch sind wir eingeladen oder sogar aufgefordert, der Frage nachzugehen.
Dann ergeben sich "abstrakte" Antworten, d.h. solche, die uns keine konkreten Handlungsanweisungen bieten, aber trotzdem sinnvolle Einsichten.
Eine solche "abstrakte" Antwort ist:
Das Gute muss um seiner selbst willen erstrebt werden, nicht als Mittel zu einem Zweck.
Das setzt einerseits voraus, dass ich an das Gute und an die Möglichkeit zum Guten GLAUBE, ohne darüber Bescheid wissen zu können.
Und andererseits folgt daraus, dass ich nicht zufällig "gut" sein kann, sondern nur, indem ich es um seines eigenen Wertes willen erstrebe. Dieses Erstreben, dieser Wille zum Guten ist gut, und das gilt auch dann, wenn es mir nicht gelingt, daraus wirklich gute Taten abzuleiten, weil ich zu wenig weiß über die Konsequenzen meiner Handlungen.
Dass Menschen "massenhaft niedergemetzelt" würden, behaupten immer diejenigen, die Recht und Ordnung mit Machtmitteln aufrecht erhalten wollen, weil sie es sich nicht anders vorstellen können.
Der Schriftsteller kann nur die wenigen Jahrhunderte mit Geschichtsschreibung betrachten. Wie die vielen Jahrhunderte davor aussahen, wissen wir nicht. Ich halte es mit Blick auf die Tierwelt für wahrscheinlich, dass es Stammes- oder Horden-Kämpfe gegeben hat. Aber wie ich an anderer Stelle schon betonte, folgt daraus NICHT, dass es so bleiben müsse. Wir haben etwas, das die Tierwelt bisher nicht kannte, nämlich einen Funken Vernunft. Daraus können wir vielleicht ein Feuer der Vernunft entfachen. Vielleicht. Das Fünkchen zu verachten, weil es jetzt noch kein Feuer ist, haben wir jedenfalls keine Gründe - außer solchen der Depression und Resignation.
Der Nihilismus kann sich nicht rechtfertigen, nicht begründen, nicht beweisen. Er kann nur versuchen, zu ätzen, zu zerstören, zu untergraben. Er ist eine Pseudo-Religion, die aus Angst vor dem Tod (oder aus Wut über das Leben) zum Selbstmord einlädt. (Das hat z.B. Michael Ende in der 'Unendlichen Geschichte' sehr schön dargestellt.)