Fast 30 € für ein Kilo Plätzchen bei einem Bäcker – irgendwas stimmt doch langsam nicht mehr.

in Steem Germany10 days ago

Also, Plätzchen werden aus Mehl, Butter und Eiern hergestellt – richtig? Und glaubt mir: Die meisten Bäckereien nehmen heute weder echte Butter noch frische Eier. Die Zeiten, in denen Frischei verwendet wurde, sind lange vorbei. Die Eier – ob Vollei, Eiklar oder Eigelb – kommen aus 1-, 5-, 10 Kg oder gar noch größeren Verpackungen. Butter ist meistens nur noch Aroma und wenn wirklich echte Butter drin ist, kommt sie in Blöcken und wird zu ganz anderen Preisen gehandelt. Mehl kommt ins Silo vor der Bäckerei oder in Großgebinden. Klar, Lohnkosten und Energie spielen eine Rolle – aber die rechtfertigen ganz sicher keinen Preis von 30 € pro Kilo für ein paar einfache Plätzchen.

Ich muss sagen, ich war richtig geschockt, als ich diese Preise gesehen habe. Mir war ja schon klar, dass alles rund um Weihnachten – egal ob Industrieplätzchen, Lebkuchen oder Ähnliches – in diesem Jahr extrem teuer geworden ist. Aber fast 30 € für ein Kilo Plätzchen, die nicht einmal besondere, handgefertigte Einzelstücke sind, sondern im Grunde aus Mehl, Convenience-Ei und vielleicht echter Butter bestehen? Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Nun frage ich mich, wie soll Otto Normalverbraucher – nehmen wir mal die Oma mit kleiner Rente – sich da eine Tüte Plätzchen kaufen? Vielleicht wollte sie für ihre Kinder oder Enkel ein paar Plätzchen besorgen, weil sie selbst nicht mehr in der Lage ist zu backen. Wie soll eine alleinerziehende Mutter, die sowieso kaum mit dem Geld auskommt, ein Weihnachtsfest ausrichten? Plätzchen und Gebäck gehören eben zu Weihnachten dazu. Manche haben noch nie gebacken oder können es nicht, andere haben schlicht keinen Backofen zu Hause.

Natürlich kann jetzt jeder sagen: „Dann muss man eben selbst backen.“ Aber so einfach ist das nicht. Es gibt viele Gründe, warum jemand nicht mehr in der Lage ist zu backen – gesundheitlich, finanziell oder aus Mangel an Ausstattung.

Ich mache hier den Bäckereien auch keinen direkten Vorwurf. Vielleicht versucht man einfach, solche Preise durchzudrücken. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das alles wirklich durchkalkuliert ist. Ich weiß, dass viele kleine Handwerksbetriebe wie Bäckereien oder Fleischereien dutzendweise schließen, weil sie dem Konkurrenzdruck nicht mehr standhalten können. Aber trotzdem: Es braucht eben auch eine Käuferschicht, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es die für solche Preise noch gibt. Ich jedenfalls gebe sicher keine 30 € für ein Kilo Plätzchen aus.

Ihr wisst ja, ich mache im Herbst und Winter viele Aktionen, in denen ich kostenlose Lebensmittelpakete versende. Ich habe mir gerade erst eine recht teure Räucheran­lage für weit über 1.000 € gekauft, um dieses Jahr in größerem Stil Käse zu räuchern. Den gebe ich dann nicht nur privat kostenlos an Menschen weiter, denen es nicht so gut geht, sondern verschicke auch Drei-Kilo-Blöcke an verschiedene Einrichtungen und Initiativen. Auf der Liste stehen Wohngemeinschaften für Demenzkranke, ein Hospiz und mehrere Organisationen, die für Obdachlose Frühstücksbuffets oder belegte Brötchen bereitstellen. Da kann man jetzt wieder sagen: „Warum ausgerechnet geräucherter Käse?“ – aber ich finde, auch etwas Besonderes darf mal dabei sein, um Menschen eine Freude zu machen. Natürlich könnte ich den Käse einfach in Stücke schneiden und verschicken, aber letztlich ist es meine Entscheidung. Ich investiere das Geld und die Arbeit, weil ich glaube, dass es im vierten Jahr dieser Aktion wieder Freude bereitet. Finanziert wird das mal aus meiner eigenen Tasche, mal durch Paten, die ein Paket übernehmen oder selbst etwas versenden.

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Und weil ich schon dabei bin: Dieses Jahr werde ich auch im großen Stil Plätzchen backen. Ich habe seit vielen Jahren einen kleineren Konvektomaten, in den auf einen Schlag fünf oder sechs Bleche passen. Damit werde ich Plätzchen backen und in jedes Lebensmittelpaket eine Tüte mit hineinlegen. Vor Ort werde ich sie ebenfalls verteilen – an Seniorenheime, an die Palliativstation, wo ich ohnehin meine Wichteltüten vorbeibringe, und an andere Einrichtungen.

In den nächsten Tagen werde ich außerdem eine Community gründen, wo man sich absprechen und in kleinen Gruppen gemeinsam Plätzchen backen kann. So hoffe ich, dass einige meinem Beispiel folgen, größere Mengen Plätzchen herstellen und diese dann an Einrichtungen verteilen. Sei es auch mal ein Kindergarten, in dem Kinder noch nie ein selbstgebackenes Plätzchen probiert haben, weil die Eltern es sich nicht leisten können oder es schlicht nicht können.

Weil das Ganze langsam größere Dimensionen annimmt, schaue ich mich nach einer Gewerbeküche um, die man anmieten könnte. Eventuell gründe ich auch einen kleinen, nicht eingetragenen Verein, um die Mietkosten gemeinsam zu stemmen. Vielleicht finde ich Mitstreiter vor Ort, die mit mir zusammen Lebensmittel verarbeiten, die dann unentgeltlich an Bedürftige weitergegeben werden. Denkbar wäre auch, eine kleine Marke aufzubauen, deren Erlös solche Projekte mitfinanziert. Ich werde auch Kontakt zu Unternehmen aufnehmen, zu Groß- und Einzelhändlern, aber auch zu Initiativen, die Lebensmittel retten. Denn wenn man das im größeren Maßstab angeht, braucht man entsprechende Räume und eine zugelassene Küche. Vielleicht findet sich ein leerstehender Imbiss oder ein Gastronomiebetrieb in der Umgebung von 20–30 km, den man günstig anmieten oder umbauen könnte. Wer da etwas weiß: gerne melden. Wie ich es konkret umsetze, muss ich mir überlegen. Eine Hochzeit mehr, auf der ich tanze. Eigentlich kann ich ja gesundheitlich nicht mehr so recht, wie ich gerne möchte, aber ich kann hier einfach nicht wegschauen und versuche, das vielleicht als letztes großes Projekt noch einmal anzugehen und umzusetzen.

Aber eines ist klar: Ich kann nicht einfach hinnehmen, dass Menschen an Weihnachten ausgegrenzt werden, weil sie sich nicht einmal ein paar Plätzchen leisten können – ganz zu schweigen von einem Weihnachtsessen. Manche sind an diesen Tagen sogar ganz allein. Genau dafür habe ich ja die Community „Weihnachten allein? Nein, das muss nicht sein!“ gegründet. Dort können Menschen anbieten, dass sie jemanden zum Essen einladen – oder selbst um eine Einladung bitten.

https://www.facebook.com/groups/nichtallein

Es macht mich traurig, dass so etwas in einem der reichsten Länder der Welt passiert, in dem man immer von sozialem Miteinander redet, während alte Menschen Flaschen sammeln müssen, ständig neue Steuern erfunden werden und ein immer größerer Teil der Bevölkerung sozial ausgegrenzt wird. Ich bin überzeugt: Auch ein paar Plätzchen zu Weihnachten oder ein ordentliches Essen sind ein soziales Gut. Genauso wie eine kleine Auszeit, bei der man mal ein paar Tage rauskommt – genau deshalb habe ich ja mein Ferienhaus unentgeltlich für Menschen zur Verfügung gestellt, die besonders belastet sind.

Ja, es war wieder viel Text, aber ich sage es deutlich: Ich ziehe das in jedem Fall durch. Ich mache mich jetzt auf die Suche nach geeigneten Räumen – und wenn gar nichts geht, baue ich meine Garage um. Aber dafür brauche ich Unterstützung und hoffe, dass ich Mitstreiter finde, die beim Umbau helfen und später gemeinsam Lebensmittel verarbeiten und weitergeben.

Sorry für den langen Text, aber ich kann mich einfach nicht kurzfassen.

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ach Holger es ist so schön zu lesen das Du nach all den Erfolgen die Du vor langer Zeit mal im Geschäftsleben gehabt hast, e simmer noch nicht vergessen hast das es viele Menschen (sehr viele) gibt denen das Leben nicht ganz so hold war.
Ja, ich weiß auch dich hat es später noch hart getroffen und Du bist nicht mehr der alte Grieche, aber was Du so angeschlagen wie Du bist ganz nebenbei auf die Beine gestellt hast und noch immer stellst ist absolut ein Beispiel dafür wie man es richtig machen kann.
Ich werde nie vergessen wie dir der eine Zeugen-Vollpfosten vorgeworfen hatte du würdest das Geld für dich selbst einstreichen und eventuell sogar Leute betrügen, so Leute voller Geldgier denken in solch krummer Weise das es mich einfach nur anwiedert.

Bleib wie Du bist Holger und hoffen wir mal das deine Zeit noch nicht so bald kommen wird das auch Du nicht mehr kannst.

P.S.: das Weihnachtsgebäck hier in Andalusien ist auch schweinisch teuer, aber das war es schon immer, da kostet das Kilo auch locker mal über 30€, aber das sind keine normalen Plätzchen, sondern echte Leckerbissen, die hier niemand um keinen Preis missen möchte, wenns halt gar nicht anders geht dann muss die Oma dran glauben und 10 Kilo Polverones oder Turon machen, damit die ganze Sippschaft was leckeres für die Weihnachtszeit hat.