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RE: Konsumschuld – Ein Leben in Sklaverei

in #konsum7 years ago

Oha, du bist echt ein Hardliner :D
Ich setze mich seit ein bis zwei Jahren selbst durch Eigenrecherche mit dem Thema Geld und Wirtschaft auseinander und ich muss sagen, ich könnte schon ein schönes Portfolio zusammenhaben, hätte ich nur ein paar der Dinger früher in der Schule oder im Elternhaus beigebracht bekommen.....
Dein Beitrag zeigt mal wieder eindrucksvoll welche finanziellen Auswirkungen unsere Entscheidungen haben können, die wir üüüüberhaupt nicht bedenken. Weil wir nicht gelernt haben so zu denken.
Natürlich darf man nicht vollkommen auf Konsum verzichten, aber man muss sich wirklich fragen, wofür es sich lohnt sein Geld auszugeben.... Und die Konsumwirtschaft macht es uns gerade nicht einfach. Ich habe die letzten Tage zb. nach einem neuen asiatischen Wunderdings gesucht und musste mich arg zusammenreißen, nicht das neuste Modell zu kaufen. Die Tricks der Werbebranche sind einfach unfassbar gut ausgeklügelt.
Das Problem bei mir ist, dass ich mein Wissen, dass ich mir in der letzten Zeit angeeignet habe, gerne an meine Freunde und Familie weitergeben würde, aber das ist sehr schwierig und langwierig, weil die meisten zu so etwas einfach gar keinen Zugang haben.

Ich bereite mich derzeit aufs juristische Staatsexamen vor. Das kann ich jedes halbe Jahr schreiben. Ich musst es schon einmal schieben, weil ich mich nicht gut genug vorbereitet sah (Die Examensnoten bestimmen zu 95% unsere Karriere). Ich suche natürlich ständig nach jeglicher Motivation, um mich weiter anzuspornen so viel wie möglich zu lernen, damit ich nicht nochmal schieben muss.
So kam ich mal auf die Idee mir auszurechnen, was es alleine vom monetären Aspekt bedeutet, wenn ich ein Semester länger studiere. Ganz grob:
Als Berufsanfänger sind je nach Note 60k Einstiegsgehalt im Jahr durchaus drin. In 6 Monaten sind das 30k. Dann gehen nochmal Steuern ab und Lebensunterhalt/Versicherung etc. Ich schätze(das mag utopisch sein), dass ich mit 60k Jahresgehalt einiges Wegsparen könnte. Mit den Ausgaben, die wegfallen, weil ich studiere komme ich da auf 8.000-10.000€. Die könnte ich also Anlegen. Zb. ganz langweilig in den S&P500 der ja mit durchschnittlich mit 5,5%(?) läuft. Nach 35 Jahren kämen so 54.841,34€ zusammen(Nach Steuer!), die mir durch das zusätzliche Semester flöten gingen. Das sind pro Tag (aufs Semester gerechnet) 301 € die ich verliere, weil ich ein Semester dranhänge.
Da überlegt man sich dann, ob man wirklich lieber 2 Stunden investiert um einen Artikel auf Steemit zu schreiben, der 2 € wert ist, oder ob man lieber für die Prüfung lernt, damit nicht noch ein Semester verschwindet.

Die Rechnung ist nicht ganz durchdacht. Aber meinst du dazu?

Sort:  

Das mit dem Beibringen ist in der Tat ein großes Problem. Das Elternhaus ist in den Breiten meist mit Vorurteilen gepflastert und in der Schule wird das Thema ausgespart. Am ehesten noch kam "Wirtschaft" im Erdkundeunterricht vor und mich beschlich damals der Eindruck man versuchte uns primär beizubringen, wo es sich lohnt im Kriegsfall einzumarschieren. Vorbereitung auf ein normales Leben - nicht gegeben. Gerade der Umgang mit Geld und ja vielleicht sogar in Mathematik auch mal ein wenig mit Finanzen hantieren würde der Gesellschaft viel Geld sparen.

Deine Überlegungen sind absolut richtig. Gerade als jemand der einen eher schiefen Weg in seinen Berufs genommen hat, schaut man oft ein wenig auf die Zeit, die man auf diese Weise verloren hat. Gerade eben nach hinten hinaus kann dies einiges aus machen. Im Kern sprichst Du hier ja eben Opportunitätskosten an. Gerade bei Dingen wie der Ausbildung in sich selbst, können diese unerwartet heftig ausfallen :)

Deine Rechnung ist grundsätzlich okay. Bei ~15k nach steuern ist 10k sparen schon eine heftige Hausnummer, aber durchaus etwas, dass man in gewissen Konstellationen schaffen kann. Als Sparquote sind je nach Typus zwischen 30-50% nicht völlig unrealistisch. Gerade als Berufseinsteiger der plötzlich von "wenig" auf "nettes Einkommen" wechselt, kann man halt doch vieles tun, wenn man sein Lebensniveau nicht gleich hoch fährt. Es langsam zu steigern ist eben doch einfacher als wenn man von einem hohem Niveau irgendwann mal runter muss. Gerade wenn man jung ist, kann es aber eben einen durchaus netten Unterschied am Ende machen.

Aber, es gibt ja auch immer noch andere Aspekte. Ich habe z.B. zum Ende meines Studiums hin ein "Pausensemester" eingelegt. Die Noten und Leistungen wären gut genug gewesen um noch ein stressiges letztes Jahr einzulegen. Ich zog einige Scheine aber in ein neues Semster, die sehr leicht gemacht werden konnten und somit viel Freizeit vorlag. Die Zeit habe ich genutzt um mich in einige Dinge einzuarbeiten für die ich vorher keine Zeit hatte. In der Zeit habe ich mich z.B. sehr viel mit Steuern beschäftigt, was unterm Strich sehr nützlich gewesen ist. Ich habe mich also durchaus entschlossen Geld für ein Invest in mich selbst. Das ist meist gut und natürlich war auch ein wenig feiern drin. Schade ist es halt nur, wenn man dann in der Zeit eben nur das macht und einfach ein Jahr verschenkt.

Ich habe als jemand mit einem ... nicht direkten Lebenslauf ... einiges an Zeit durchaus auf dem Weg verloren. Das dies immer schlecht gewesen ist, würde ich aber nicht behaupten wollen. Man kann nämlich auf neuem Wegen durchaus auch vieles an Erfahrung sammeln, die sich irgendwann sehr lohnen können. Bei den Abschlussprüfungen kommt auch immer noch ein psychologischer Faktor dazu, also nicht zuviel Streß machen. Selbst wenn es nicht sofort klappt, ist es am Ende nicht das Ende. In jedem Fall wünsche ich Dir aber viel Erfolg dabei. :)