“Was wir von unseren Kindern lernten!”

in #natur2 months ago (edited)

Endlich schaffe ich es mal wieder, einen kleinen Nachruf zu schreiben.

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Freitag, den 07.06. 2024, veranstaltete ich einen gemeinsamen Abend mit Übernachtung am Lagerfeuer, im Kinder-Eltern-Zentrum Inselparadies Petzow, auf unserem grünen Berg. Ziel der Veranstaltung war es, die gemeinsame Zeit zu nutzen, um sich am Feuer zu entspannen und gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.

Meine Aufgabe beschränkte sich eigentlich nur darauf, den Teilnehmern keine Entscheidungen abzunehmen und nichts vorzumachen, um die Selbstständigkeit und das Treffen von eigenen Entscheidungen zu fördern.

Erlebnispädagogische Lernzone in Reinform quasi. Was wäre der Lernerfolg und der Stolz auf das eigene Ergebnis, wenn einem der Weg dahin abgenommen würde? Die Teilnehmer waren Mütter und Väter mit Kindern, welche sich vorher nicht kannten. Themen wie Lagerbau, Feuer machen und die abendliche Zubereitung des Essens in Form einen ungarischen Gulasch mit gebackenem Brot, sollten abgesprochen und selbst übernommen werden. Klingt eigentlich ganz einfach, man muss aber trotzdem darüber reden.

Außerdem konnte man sich an diesem Abend einen Löffel brennen oder einen Traumfänger selber bauen. Ganz schön viele Themen für einen so kurzen Abend, wie ich im Nachhinein feststellte. Die erste Mutter mit Kind, die um 16:00 Uhr ankam, entschied sich erstmal nichts zu machen, solange sie alleine ist. Auch eine Möglichkeit, die erste Gespräche leichter entstehen ließ. Nachdem weitere Teilnehmer eingetroffen waren, insgesamt waren wir am Ende sechzehn Leute, wurde die Plane für die Nacht gespannt und Feuerholz mit dem Bollerwagen geholt.

Der Wald muss nichts tun und entfacht trotzdem so viel Wirkung bei uns Menschen.Ein Vater fragte mich dabei, wieso man hier Holz holen müsse und keines daliegt? Lächelnd fühlte ich mich eingeladen, mit der Gegenfrage zu antworten, wie hoch das Feuer jetzt wäre, wenn hier das ganze Holz für den Abend gelegen hätte? Sein erwiderndes Lächeln zeigte mir, dass er mich und das Thema des Abends verstanden hatte.

Was mich meine eigene Mühe kostet, kann eine hohe Wertschätzung bei mir erreichen!

Die Kinder fanden einfacher in ihre Themen wie toben, klettern, Holz holen und spielen. Als dann noch die Säge und die Axt mit der Bitte, der elterlichen Wachsamkeit übergeben wurden, war Feuerholz machen die Nummer Eins auf der Liste. Die großen Augen mancher Eltern, welche ihre Kinder mit der Axt in beiden Händen über dem Kopf schwingend Holz hacken sahen, gaben ein spannendes Bild ab. Gar nicht so leicht auszuhalten, wenn man den Eltern so dabei zusah. Aber statt Verboten, gab es von den Eltern nur Tipps, wie man gesundheitsschonender Holz hacken könnte. Ihr werdet lachen, aber nachdem sechs Kinder den ganzen Abend Holz hackten und sägten, ging das einzige Pflaster für eine Blase am Fuß raus, die sich ein Kind am Tage durch seinen Schuh geholt hat. Ein zufriedenstellendes Ergebnis. Nachdem wir uns die Bäuche mit zehn Kilogramm Gulasch und zwei gebackenen Pfannenbroten vollgeschlagen hatten, setzte so langsam die abendliche Lagerfeuerträgheit ein.

Also läutete ich eine abendliche Reflexionsrunde mit räucherndem Weißsalbei ein, welcher in der Runde zur Reinigung, nach indianischem Vorbild in einer Muschelschale, herumgereicht wurde. Mit der räuchernden Schale gab ich die Frage nach dem schönsten Erlebnis mit auf den Weg. Eltern wie Kinder befanden sich in einer ehrlichen und entspannten Verfassung, dem anderen gegenüber, sodass die geschilderten Eindrücke der Teilnehmer in mir ein warmes, beglückendes Wohlgefühl in Form einer Ganzkörpergänsehaut hervorriefen.

Menschen nach so kurzer Zeit in einer so nahen und persönlichen Verbindung zu erleben, gibt mir immer wieder eine hoffnungsvolle Haltung der Menschheit und meiner Arbeit gegenüber. Gerade die Kinder waren mit ihrem Feedback so ehrlich und direkt, dass ich euch gern ein paar Äußerungen mitteilen möchte.

Sätze wie: „Danke, dass ihr uns einfach habt machen lassen", „schön, dass ich so schnell neue gute Freunde gefunden habe", „es hat mir Spaß gemacht, mit dir Holz zu holen, Papa", waren einfach wunderschön und ließen nicht nur mich innerlich und äußerlich breit grinsen vor Wohlgefühl.

Das Beste kommt zum Schluss ...

... zumindest was den Abend anbelangt. Als alle Kinder unter der Plane in ihren Schlafsäcken unter der Plane lagen, schreckte plötzlich ein Kind mit dem an seine neuen Freunde gerichteten „hey Leute!" hoch. Als sich die anderen Kinder ebenfalls in ihren Schlafsäcken aufrichteten, kam die alles entscheidende Frage, die ich und einige der Eltern baff vor Erstaunen werden ließ. Seine Frage war: „Sagt mal Leute, wie heißt ihr eigentlich alle?". Die Erwachsenen schauten sich untereinander am Feuer sitzend an und brachen in Gelächter aus. Den Kindern war es nicht wichtig wie der andere hieß, denn gemeinsam zu spielen war viel wichtiger. Wie schön diese Situation einen vor sich selbst und vor die Probleme der Erwachsenen stellte. Schön zu merken, dass es die Kinder waren, die uns an diesem Abend das Wichtigste beigebracht haben. So saßen wir am Ende noch bis drei Uhr morgens am Feuer und unterhielten uns. Es war schön zu spüren, wie zuverlässig das gute Lagerfeuer seine Wirkung erzielt.

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Am nächsten Morgen gab es noch ein leckeres Frühstück mit Porridge, (hätte ich jetzt Haferschleim geschrieben, wie hättet ihr reagiert?) außerdem Rührei und aufgebackene Brötchen mit Nürnberger Würstchen. Anschließend wurde gemeinsam noch etwas gesessen und nach und nach abgebaut. Ein Ehepaar war zusätzlich die komplette Veranstaltung dabei. Ich muss das hier noch erwähnen, weil Ramona als gute Seele unseres Camps, gern jegliche Hilfe übernommen hätte und ich sie ab und an schon einbremsen musste. Einfach niedlich. Jedenfalls war Ramona auch die letzte beim Abbau, wofür ich mich noch einmal bedanken möchte. Es war insgesamt eine tolle Veranstaltung, die ich gern wiederholen möchte. Vom zeitlichen Rahmen finde ich ein ganzes Wochenende allerdings passender, da man dann nicht so viel in so kurzer Zeit erledigen muss.

In Kombination mit einer Kanutour und der Übernachtung an einem neuen Ort könnte ich mir das gut vorstellen. Vielen Dank fürs Lesen. Diese Themen schaffe ich einfach nicht kurz zusammenzufassen und bitte um Verständnis.
Wer Fehler findet, kann diese wie immer behalten oder der Wertstofftrennung zuführen.
Liebe Grüße euer Gregor.