Leak: Rathaus Stuben: Die AfD-Stammkneipe in Bonn-Duisdorf – Menschenfeindliche Politik im Hinterzimmer
Im beschaulichen Stadtteil Duisdorf, am Maarweg 1 in Bonn, liegt die Kneipe Rathaus Stuben – äußerlich eine bürgerliche Gaststätte, wie sie in vielen deutschen Vororten zu finden ist. Doch hinter der rustikalen Fassade mit dem Charme einer in die Tage gekommenen Einrichtung von Möbel Boss, verbirgt sich ein Ort, der sich über die letzten Jahre zu einem inoffiziellen Treffpunkt der rechtsextremen AfD entwickelt hat.
Hier trifft sich ein Teil der sogenannten “Alternative für Deutschland”, der dem offiziell als gesichert rechtsextrem eingestuften Flügel zuzurechnen ist – politisch und ideologisch eng verwoben mit Figuren wie Björn Höcke.
Wiederholte Veranstaltungen mit extrem rechter Agenda
Mindestens neun dokumentierte AfD-Veranstaltungen wurden seit 2018 in den Rathaus Stuben abgehalten – Vorträge, Themenabende und Empfänge, bei denen es nicht nur um kommunale Fragen ging. Vielmehr wurde hier eine Agenda der Ausgrenzung, Remaskulinisierung, Antifeminismus und Klimawandelleugnung propagiert – allesamt typische Versatzstücke rechtsextremer Ideologie.
Einige Beispiele für Veranstaltungen:
2023-10-26:
Patrick Heinz sprach über “Remaskulinisierung”, eine radikale Kritik an Gleichstellung und moderner Geschlechterpolitik.
2022-12-15:
Reinhild Boßdorf, bekannt aus der neurechten Gruppierung “Lukreta”, trat mit einem antifeministischen Vortrag auf.
2020-02-09:
Michael Espendiller hielt einen Vortrag gegen die Energiewende, der den Begriff “Klimahysterie” verwendete – ein typisches Framing aus der rechten Ecke.
2018-02-09:
Der Neujahrsempfang der AfD Bonn versammelte gleich mehrere bekannte AfD-Funktionäre, viele davon mit Nähe zum rechtsextremen Flügel.
Verantwortung der Betreiberin – Wegsehen oder Mittäterschaft?
Die Betreiberin der Kneipe, Janine „Nina“ Becker, hat sich bisher nur einmal öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Ob sie selbst Parteimitglied ist oder die extrem rechte Gesinnung ihrer Kundschaft teilt, bleibt bislang ungeklärt. Doch nach neun Veranstaltungen in über sechs Jahren – inklusive hochkarätiger Gäste – dürfte kaum noch von Unwissenheit auszugehen sein. Die regelmäßige Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten macht die Rathaus Stuben nicht nur zu einem Veranstaltungsort, sondern zu einem aktiven Bestandteil der rechtsextremen Infrastruktur in der Region.
Ein Blick auf die einzig bisher bekannte öffentliche Reaktionen zeigt, dass Kritik an der politischen Nutzung der Rathaus Stuben keineswegs unbeachtet bleibt.
In einer Google-Rezension für die Rathaus Stuben Anfang 2024 heißt es wörtlich:
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„… Hier wird auch menschenverachtende Politik vorangetrieben …“.
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Die Antwort der Kneipe folgte prompt:
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„Leider weiß ich nicht, was Sie mit der Aussage der ‘menschenverachtenden Politik’ meinen, die ANGEBLICH in meiner Gaststätte ‘vorangetrieben’ wird. Das ist eine rufschädigende Unterstellung!“
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Diese Reaktion offenbart nicht nur eine völlige Ablehnung jeglicher Kritik, sondern wirkt fast schon trotzig. Dass die wiederholt dokumentierten AfD-Veranstaltungen mit extrem rechten Inhalten dabei ausgeklammert werden, zeigt ein problematisches Verständnis von Verantwortung. Statt sich mit den berechtigten Sorgen auseinanderzusetzen, wird versucht, Kritik zu delegitimieren – ein Muster, das sich erschreckend oft im Umgang mit rechter Infrastruktur zeigt.
Ein Netzwerk im Schatten von Höcke
Viele der Referenten stehen ideologisch nahe bei Björn Höcke oder sind Teil der Jungen Alternative (JA), deren Bundesverband mehrfach durch verfassungsfeindliche Tendenzen aufgefallen ist. Die Themenabende in der Rathaus Stuben sind dabei nicht nur harmloses politisches Palaver – sie dienen der Vernetzung, Radikalisierung und Normalisierung von menschenverachtenden Positionen mitten im städtischen Alltag.
Öffentliche Aufmerksamkeit und zivilgesellschaftliche Reaktionen
Mit dem wachsenden Bekanntwerden dieser Veranstaltungen steigt auch der öffentliche Druck. Antifaschistische Gruppen, lokale Bündnisse gegen Rechts und aufmerksame Bürger:innen stellen die Frage: Warum duldet Bonn, dass sich mitten in einem Stadtteil eine rechte Kaderschmiede etabliert?
Die Rathaus Stuben steht inzwischen exemplarisch für ein Problem, das bundesweit zu beobachten ist: Die Verlagerung rechtsextremer Aktivitäten in scheinbar unpolitische Räume – Kneipen, Vereinsheime, Dorfgasthäuser. Orte, die in der Öffentlichkeit oft wenig beachtet werden, aber eine zentrale Rolle für die Organisation und Rekrutierung spielen.
Die Frage bleibt:
Wird Duisdorf weiter zusehen, wie sich die extrem rechte Szene in einem gemütlichen Wirtshaus einrichtet? Oder wird sich Widerstand regen – gegen Hass, Hetze und die Normalisierung von Rechtsextremismus im Herzen der Nachbarschaft?
Kontakt
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Rathaus Stuben
Maarweg 1
53123 Bonn-Duisdorf
Telefon: 0228 / 53443029
Betreiberin: Janine „Nina“ Becker
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Beweise zu den Veranstaltungen als PDF Download:
Rathaus Stuben PDF Dokumentation