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RE: Postmortem – BB Biotech

in #postmortem6 years ago

Bei Divi-Papieren tu ich mir naturgemäß etwas schwer, eben wegen der erähnten Doppelbesteuerung, bzw. der Quellensteuer überhaupt, weil bei einem Titel, der den Gewinn reinvestiert, fällt das weg, und was mach ich mit dem Baren? Vom Rentier-Dasein bin ich noch weit entfernt, d.h. dann reinvestieren bei dem dann wieder gebühren anfallen. Hab trotzdem was, in schlechten Zeiten ist eine Divi ein Trost für miserable Kurse.

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Nun ich bin ein großer Freund von Dividenden ;) Will aber eben auch niemanden überzeugen, da es für beide Arten von Strategiefamilien seine für und wider gibt.

So stimme ich absolut zu, dass Geld aus dem Unternehmen auch immer bedeutet, dass weniger Geld für Investitionen zur Verfügung steht und dann nicht selten auch über Fremdkapital man sich eindeckt. Dies würde ich dann als fatal ansehen, wenn Unternehmen diese stets sinnvoll einsetzen würden. Das tun sie aber nicht. Ähnlich wie bei anderen Gießkannensystemen neigt man im Überfluss dazu auch in Blödsinn zu gehen. Als Eigentümer will ich den Vorstand aber eben daran erinnert haben, dass man ein langfristiges funktionierendes Geschäftskonzept aufbaut und mit dem Geld von jemand anderen arbeitet, dass der eben auch wieder sehen will.

Dividenden haben für mich daher den Charakter eines stetigen Teilverkaufs bei dem man immer einen Teil des Gewinns aus der Aktie wieder heraus holt. Nach spätestens 20 Jahren habe ich somit alles Geld wieder in der Tasche ohne irgendwelche Gebühren. Bei einem Teilverkauf würden Gebühren anfallen und man trennt sich im schlimmsten Fall von etwas, dass man ja eigentlich behalten will. Ein langsamer Drain aus dem Gewinntopf halte ich da für sinnvoller.

Das entzogene Geld wandert bei mir in die Kriegskasse (also nicht dem eigenen Konsum). Somit kann ich schneller wieder etwas nachkaufen. Dies kostet natürlich in dem Moment Gebühren, aber ich kann zum jeweiligen Zeitpunkt dann gucken, was am Markt gerade die beste Lösung scheint. Auf diese Weise kann man sein Portfolio langsam adjustieren ohne das man ständig Kaufen und Verkaufen muss.

Und Du hast mit deinem letzten Punkt auch absolut recht. Auch den psychologischen Faktor finde ich ungemein wichtig. Es ist sowohl motivierend als auch beruhigend, wenn man regelmäßig auch mal Post ins Haus kriegt in der nicht drin steht, dass man wieder etwas bezahlen soll. Man hat irgendwann richtig Titel auf dessen Ausschüttung man sich freut und darauf hin blickt. Gerade dann, wenn man sowieso schon 20% wieder raus hat, tut einem eine Achterbahn an der Börse weniger weh als jene die sich rein über den Kurs finanzieren und meist dann recht schnell schwache Hände kriegen.

Aber auf der anderen Seite sind Dividenden auch nicht ein Allheilmittel. Es gibt marode Unternehmen, die versuchen über eine Ausschüttung ihre Investoren bei der Stange halten und es gibt auch Unternehmen bei denen eine Ausschüttung über Fremdkapital erfolgt, was genauso sinnlos ist und das Unternehmen langfristig zersetzt.

Am Ende muss man eben sehen, welche Aktie zu der eigenen Strategie passt und ich selbst denke auch, dass man sich nie in seinem Denken völlig versteifen sollte. So erwarte ich ja auch von meinen Dividendentiteln ein Wachstum (wenn auch geringes). Am Ende soll eben nicht die Kasse geplündert werden, sondern eine solide Geschäftsidee dahinter stehen.

Danke für diese ausführliche Antwort, sind gute Punkte die du hier anbringst, das mit dem ständigen Erweis bringen und Teilverkauf finde ich einen guten Ansatz.
Mein Hauptproblem mit Divis sind jedenfalls die Doppelbesteuerung, und der damit verbunden Bürokratie, Offenlegung und dann nochmla der zusätzlichen Kosten.

Hm, dass würde ich gar nicht so als problem sehen. Eine Doppelbesteuerung findet effektiv nahezu nirgendwo statt. Die meisten Länder der Welt haben eine niedrige Quellsteuer als wir hier in Deutschland. Somit zahlen wir steuerlich meist eben eher die Differenz an den Deutschen Fiskus nach.

Lediglich in einigen Ländern die eine höhere Quellsteuer als die 25% haben, schlägt dann eine höhere Besteuerung durch. Gerade Deutschland ist aber mit fast jedem relevanten Land so vernetzt, dass es ein Doppelbesteuerungsabkommen gibt und man sich geeinigt hat, dass man einen Ausgleich durchführt. Somit kann man von vielen Ländern, die Differenz nachfordern. Der Arbeitsaufwand bei der Schweiz würde ich mit 10 Minuten jährlich ansetzen. Viele Depotbanken reichen das Formular für z.B. die USA sogar automatisch ein, so dass man dies gar nicht mehr selbst machen muss.

Somit schränkt es am Ende primär eher die Länder ein in die man gehen könnte. Italien ist so ein Fall den ich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Bis zu 6 Jahre nach Antrag warten in einem Land, dass jedes Jahr bankrott sein kann? Nein danke! Oder Macron-Frankreich, die einen komplizierten Weg wählten, anstatt einen einfachen?

Dann geht das Geld im Zweifel eben in die Schweiz, Norwegen oder USA bei denen es fast keinen Aufwand kostet.

Ja ich meinte ja gerade den Ausgleich, der sehr mühselig ist, einer offenlegung entspricht, und gerade Kleinanleger massiv benachteiligt.

Hm, ich bin mir nicht ganz sicher, was Du mit Offenlegung meinst. Wertpapiere sind insgesamt ein eben sehr stark regulierter Bereich in dem alles festgehalten ist. Mit allen Vor- und Nachteilen. Ob nun aber Kursgewinne oder Dividende, da ist beides für den Staat und andere Akteure gleichermaßen transparent.

Naja, im Kern besteht damit ja eher ein Interessenkonflikt zwischen zwei Staaten und man ist selbst der Profiteur. Das Unternehmen weiß nicht wer sich hinter dem Aktionär befindet und führt brav automatisch die Steuer ab.

Nun kontaktiere ich das deutsche Finanzamt, dass mir Beihilfe dazu leistet das der Eidgenossen zu plündern. Da dürfen beide Seiten gerne sehen, dass ich meine Interessen umsetze, weil sie ja bereits mehr genommen haben als ihnen zusteht und somit nicht weiter davon profitieren.

Das ich Aktionär bin, wissen die ohnehin bereits. Vermutlich sind da P2P-Kredite, die man aus eigenen Stücken angeben muss, da unregelierte ausländische Erträge ihnen ein viel größeres Dorn im Auge. Aber auch da hat es bisher nie Nachfragen gegeben. Man ist wohl froh, dass man es überhaupt deklariert hat.