Ferien
Die Kapitulation im Plastikparadies
Ferien. Schon das Wort klingt nach Sonnencreme, All-inclusive-Bändchen und dem süßlichen Gestank von Flucht. Ein Placebo für alle, die den täglichen Giftcocktail aus Arbeit, Lohnsklaverei und Konsum nicht mehr ertragen. Ferien sind nichts als ein glänzender Haken im Rachen der Massen. Ihr schnappt zu, weil ihr glaubt, irgendwo zwischen Pauschalreisen und Cocktailgläsern würde Erlösung warten.
Ich bin Hans Hässig, der Fischer. Mein Reich ist eine verfallene Halle am Rande der Stadt, durchzogen von Rost und Ölgeruch. Die Maschinen hier, zerfressen und stumm, flüstern leiser als eure Urlaubswerbung, aber sie sagen mehr Wahrheit. Während ihr Koffer packt, Flüge bucht und Sonnenschirme mietet, lache ich bitter über diesen Zirkus. Ferien sind keine Freiheit. Sie sind Flucht, und Flucht ist Kapitulation.
Ein Boot ohne Wasser, ein Fischer ohne Fang - Wahrheit liegt in der Leere.
Seht mich hier: gestrandet in einem zerfallenen Boot, mitten in der Wüste. Kein Meer, kein Wasser, kein Fisch. Nur Sand, Staub und Wind. Ich sitze da mit der Angel, werfe sie aus in ein endloses Nichts, als könnte ich den Himmel selbst an den Haken kriegen. Die Dünen rollen wie endlose Wellen aus Staub, sie rauschen wie die gnadenlosen Beats einer Industrie-Maschine, während der Wind mir Sand ins Gesicht peitscht, als wollte er mich verspotten.
Das ist wahres Fischen: Nicht nach Beute, sondern nach Erkenntnis. Keine Urlaubspostkarte, sondern ein Echo aus Staub und Leere. Dort, wo ihr Wasser sucht, finde ich Wahrheit. Dort, wo ihr glaubt, euch erholen zu können, kriecht nur die Erkenntnis hervor, dass alles Illusion ist.
Und ihr? Ihr flieht an Strände. Ihr tanzt im Sand, hebt die Faust wie Revoluzzer und glaubt, Palmen wären Symbole der Freiheit. Aber diese Palmen sind nichts als Kulissen, Plastikattrappen im Endspiel des Anthropozäns. Eure Füße zermahlen Sand, der einmal Korallen war, Korallen, die ihr Massentourismus erstickt hat. Ihr grillt gequälte Kreaturen, deren Schreie längst von Flammen und Marinade verschluckt sind. Ihr vergiftet die Luft und nennt das dann „Entspannung“. Heuchelei im Sonnenschein, nichts anderes.
Die Faust erhoben, das Grinsen des Wahnsinns - nicht Triumph, sondern Hohn.
Und dann dieses Bild: Ich, der Hüne mit Bart und schwarzem Hut, grinsend wie ein Wahnsinniger, die Faust erhoben vor einem grellblutenden Sonnenuntergang. Triumph? Nein. Spott. Hohn über die, die glauben, ein bisschen Meer und Palmen könnten das Loch in ihrer Seele füllen. Dieses Grinsen ist keine Freude, sondern das Zähnefletschen der Erkenntnis.
Ferien sind kein Ausweg. Ferien sind Betäubung. Sie sind bunte Prospekte über einer verbrannten Erde, All-inclusive über Massengräbern von Tieren, Cocktails im Schatten von Palmen, die längst zu Logos degradiert sind. Die Welt ist kein Urlaubsparadies. Sie ist ein verrotteter Ozean aus Ausbeutung, Plastik und verbrannten Träumen.
Wer dort Zuflucht sucht, wird enden wie ein toter Fisch im Netz der Bourgeoisie.
Bleibt wach, bleibt wütend, bleibt echt. Haltet den Staub in euren Lungen aus, anstatt euch in künstliche Oasen zu flüchten. Denn alles andere ist nur Strandmüll.
Der Fischer hat gesprochen.


