Ist ein Schulbesuch notwendig?
Das kann man pauschal nicht beantworten, denn es kommt immer auf die jeweiligen Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen an und darauf, in welchem Umfeld sie sich bewegen.
Ich kann für uns sagen: Nein, für uns war es die beste Entscheidung, unseren Sohn frei lernen zu lassen. Wir haben ihm alle Lernmaterialien zur Verfügung gestellt und er konnte selbst entscheiden, was er sich wann und wie lange beibringt. Wenn er ein paar Wochen keine Lust hatte, ist er in dieser Zeit einfach seinen Hobbys nachgegangen – zum Beispiel Fotografie, Videobearbeitung, schreiben oder allem, was mit Informatik zu tun hatte. Schon mit neun Jahren konnte er programmieren und mit 16 Jahren hat er als Freelancer bereits 50 Dollar die Stunde verdient.
Einige, die mir folgen, wissen auch, dass Geld für ihn eher Nebensache ist und er gern einen akademischen Weg einschlagen möchte. Es könnte also sein, dass er später einmal selbst unterrichten will. Deshalb studiert er aktuell an der Universität Erfurt Informatik im Bereich Mediengestaltung. Das geht in Deutschland natürlich nur, wenn man ein abgeschlossenes Abitur hat.
Aber in Deutschland kann man auch alle Prüfungen durch die sogenannte „Nichtschülerprüfung“ ablegen, das heißt, dass man den Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss oder das Abitur auch unabhängig von einer Schule nur durch eine Prüfung erhalten kann. Dass man sich darauf gut vorbereiten muss, versteht sich von selbst.
Mein Sohn hat den Realschulabschluss auf diesem Weg gemacht und wollte dann das Fachabitur mit einem Studiengang im Bereich Wirtschaftsinformatik erreichen. Hier hat er als Zweitbester seines Jahrgangs – von, ich glaube, 30 Mitschülern – abgeschlossen. Der Jahrgangsbeste hatte einen Notendurchschnitt, der nur um 0,8 % besser war.
Mein Sohn durfte die Abschlussrede vor etwa 200 Personen halten, worauf wir als Eltern natürlich sehr stolz waren. Diese Rede hat er heute genau vor zwei Jahren gehalten. Jetzt ist er wieder im Prüfungsstress an der Uni, muss noch ein Jahr studieren und ich glaube 2 Jahre für seinen Master anhängen.
Vor Kurzem hat er sich bei einigen Unternehmen um ein Praktikum beworben – und tatsächlich wollten ihn alle nehmen. Man glaubt es kaum: Er hat ein Praktikum im Homeoffice gefunden, das mit 25 € pro Stunde vergütet wird. Das ist mit Abstand die höchste Bezahlung im Vergleich zu dem, was seine Kommilitonen erhalten.
Natürlich hat er eine beeindruckende Vita, denn er ist im Bereich Informatik schon seit 15 Jahren aktiv seinen ersten Computer bekam er mit 6, hat eigene Programme und auch Spiele entwickelt, die er komplett alleine konzipiert und umgesetzt hat. In der freien Wirtschaft würde er sicherlich auch ohne Studienabschluss schon gutes Geld verdienen – aber, wie gesagt: Viel Geld zu verdienen ist einfach nicht sein Lebensziel.
Wie verträgt sich das mit der deutschen Schulpflicht?