Vom Porsche zum Holzofen – mein echtes Leben
Manchmal muss ich schmunzeln, wenn ich alte Fotos von mir sehe. Behangen mit Goldketten, Armbänder mit Brillanten, Uhren im Wert eines Mittelklassewagens. In der Einfahrt standen ein Porsche Carrera 4 Cabrio und ein 500er SL – natürlich ebenfalls als AMG-Cabrio. Letzterer stand drei Jahre in Gotha rum und hat in dieser Zeit keine 5.000 km auf die Uhr bekommen. Den Wertverlust kann man sich denken.
Damals sind wir mit einem Niesmann + Bischoff Flair 8000i – einem richtigen Luxus-Wohnmobil – sechs Jahre durch die Weltgeschichte gefahren. Begleitet wurden wir von Freunden, die mit einem alten Frontera hinterherfuhren, auf dem ein Motorboot montiert war. Dazu hatten wir noch einen US-Van für kleinere Ausflüge dabei.
In dieser Zeit ist wahnsinnig viel Geld verdampft – sechsstelliger Beträge waren da schnell weg. Und klar, aus heutiger Sicht wirkt das alles ziemlich größenwahnsinnig. Aber für mich war das damals einfach nur mein Leben. Ich habe das Geld nicht geerbt, sondern selbst erarbeitet – mit Köpfchen und harter Arbeit. Viele Jahre lang: 7 Tage die Woche, 16 Stunden täglich. Urlaub? Gab’s nicht.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie mein Sohn aufgewachsen ist. Da habe ich von einem auf den anderen Tag alles hingeschmissen. Ich hatte gerade ein Haus zur Villa umgebaut – fast eine Million investiert, inklusive Heimkino und einem Wellnessbereich, in dem allein die Natursteinarbeiten über 200.000 € gekostet haben. Und dann? Nicht einen Tag dort gewohnt.
Zwei Einliegerwohnungen, ein neu gebautes Ladengeschäft – alles dabei. Am Tag des Unternehmensverkaufs war ich nie wieder dort. Irgendwann wurde das Haus verramscht, weil sich keiner mehr darum gekümmert hat.
Danach lebten wir einige Jahre in Griechenland, schön gelegen, ruhig – ein Traum. Doch meine Herzinsuffizienz machte das Leben dort mit der Zeit unmöglich. Die ärztliche Versorgung auf dem Land war miserabel, mein implantiertes Aggregat konnte dort niemand auslesen. Ich musste ständig nach Deutschland fliegen, nur für einfache Untersuchungen. Also kehrten wir zurück.
Ich war schon immer sozial eingestellt – nicht erst, seit ich krank bin. In Griechenland habe ich zum Beispiel ein Kinderheim über längere Zeit großzügig unterstützt, ohne große Worte darüber zu verlieren. Und auch nach unserer Rückkehr habe ich ein Ferienhaus dauerhaft einem Verein überlassen, in dem besonders belastete Menschen kostenlos Urlaub machen können – Menschen, die es im Leben besonders schwer haben. Ich betreue das Ganze bis heute persönlich, sorge beim Gästewechsel für Ordnung, pflege das Grundstück und schaue, dass sich alle wohlfühlen.
Als vor zehn Jahren die Diagnose kam – schwere Herzkrankheit, Prognose miserabel – war das für mich ein Wendepunkt. Ich habe fast mein gesamtes Vermögen verschenkt, gestiftet oder gespendet. Sozusagen ein innerer Deal mit dem lieben Gott, ob ich nicht doch noch eine Weile bleiben darf. Und siehe da – ich bin noch da.
Ich habe zudem viele große Communitys gegründet – mit mittlerweile mehreren Hunderttausend Mitgliedern. Fast alle Projekte haben einen sozialen Hintergrund. Dort geschieht täglich unglaublich viel Gutes. Ich sehe das nicht als Eigenlob, aber es fühlt sich gut an, daran einen Anteil zu haben.
Heute lebe ich in einer alten Holzhütte im Wald. Mein fahrbarer Untersatz? Ein uralter Opel Movano, selbst zum Camper ausgebaut. Und ich lebe gut. Ich brauche nicht viel – das meiste, was ich heute im Monat ausgebe, habe ich früher an einem Tag durchgebracht.
War ich damals glücklicher? Nein. Das Schönste war, miterleben zu können, wie mein Sohn aufwächst – als Freilerner, ohne Schulzwang, in einem liebevollen Familienumfeld. Klar hat das Geld vieles vereinfacht, aber auch mit wenig Geld kann man frei leben, wenn man mutig ist.
Heute verdient mein Sohn als Informatikstudent locker seine Brötchen, hat mit 16 als Freelancer bereits 50 € die Stunde verdient. Ich wohne mietfrei und komme gut zurecht – solange ich kein Pflegefall werde, wird es passen. Eine Erwerbsminderungsrente bekomme ich nicht, aber das ist meine eigene Schuld. Ich habe nie genug eingezahlt, und das ist auch okay so. Leistungen vom Staat sollten denen vorbehalten sein, die wirklich darauf angewiesen sind.
Übrigens verdiene ich mit diesen Texten – hier auf Facebook und auf einer weiteren Plattform – gelegentlich sogar ein paar Euro. Warum auch nicht? Es gibt immer Wege. Und das sagt jemand mit 90 % GdB und einer ganzen Liste an Diagnosen im Gepäck.
Über viele Jahre hinweg habe ich zudem mein Leben selbst finanziert – unter anderem mit einer kleinen Schmuckmanufaktur. Ich habe aus Münzen und Medaillen individuelle Ringe gefertigt, mit viel Handarbeit. Inzwischen kann ich das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen – das Arbeiten mit den schweren Stanzen und Maschinen ist für mich nicht mehr möglich.
Aber auch so komme ich klar. Ich habe ein paar Rücklagen, ein bisschen Grundbesitz, drei bis vier Euro unter dem Kopfkissen 😉 – und wenn ich will, finde ich auch wieder einen Job. Immerhin betreibe ich ein Netzwerk mit über 500.000 Menschen. Wenn man das richtig anstellt, lässt sich auch das monetarisieren.
Auf alten Bildern seht ihr mich mit Zigarren (damals Cohibas für 20 € das Stück, kistenweise gekauft) – heute genieße ich den Wald, mein einfaches Leben und das Glück, überhaupt noch hier zu sein.
Ach ja, wer mag: Auf meinem SoundCloud-Profil findet ihr Auszüge aus meinem autobiografischen Roman und selbst komponierte Lieder. Hier der Link:
👉 https://soundcloud.com/holger-jacob-233410812/sets/gegen-den-strom-ein-aussergew
Fazit: Man muss keine Millionen besitzen, um glücklich zu sein. Mein größtes Glück ist, dass ich wieder ein gesundheitliches Hoch erleben darf – und dass ich das darf. Ich bin überzeugt: Es gibt so etwas wie Karma.
An alle alten Hasen und neue Gesichter:
Diesen Beitrag – oder eine frühere Version davon – hatte ich schon mal vor über einem Jahr veröffentlicht. Aber seitdem sind hier weit über 5.000 neue Follower dazugekommen, und viele kennen meine Geschichte (noch) nicht.
Alle, die das Ganze schon gelesen haben oder die es nicht interessiert: Kein Problem, einfach weiter scrollen 😉 Für alle anderen – viel Spaß beim Lesen. Es geht um ein paar goldene Uhren, ein paar verlorene Millionen, ein Leben zwischen Villa und Holzhütte – und warum ich heute glücklicher bin als damals.
Vom Saulus zum Paulus.
Ich lese die Geschichte immer wieder gerne.
Und natürlich gibt es sowas wie Charma.
✨🦋🙏