Mal ein wenig Schärfer! 👹🍣🎎 Mein Japan
Wahrscheinlich ist Japan nicht unbedingt für scharfes Essen bekannt, aber wer sich ein wenig durch die Küche hier im Land der aufgehenden Sonne gekostet hat, wird festgestellt haben, dass es manchmal auch etwas schärfer sein kann. Bestes Beispiel ist natürlich Wasabi, der japanische Meerrettich, der in grün daher kommt, und vor allem zu rohen Fisch, zu Sushi und Sashimi gereicht wird.
Aber im Laufe der zeit hat es auch eine Chilisorte hierher geschafft, die direkt im Land angebaut wird, und welche schon einige Male den Weg in unsere Küche gefunden hat.
Ich spreche von Kagura Nanban (神楽南蛮), einer besondere Chilisorte, die vor allem in der Präfektur Niigata im Nordwesten Japans angebaut wird. Der Name setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: „Kagura“ bezeichnet einen traditionelle Shintō-Tanz, der zu Ehren der Götter aufgeführt wird, während „Nanban“ wörtlich „Südbarbaren“ bedeutet – ein historischer japanischer Ausdruck für ausländische Einflüsse, insbesondere aus dem früheren Europa. Zusammen kann man den Namen Kagura Nanban wohl so interpretieren, das dieser auf auf eine „göttliche“ oder „feierliche“ Chili aus fremden Ländern hinweist.
Es handelt sich hierbei um eine rundliche, dickwandige und aromatische Chilisorte, die mittel bis stark scharf sein kann. Ihr Aussehen erinnert an eine kleine Paprika und wenn sie reif sind, sind die Früchte sind meist grün oder leuchtend rot. Geschmacklich kommt diese Chili mit einem intensiven, würzigen Aroma daher, das zwar scharf ist, aber einen nicht überwältigend und sofort nach etwas zum Löschen schreien lässt.
Wie alle Chilischoten (Capsicum spp.) wurde auch die Kagura Nanban aus der Neuen Welt eingeführt, und hat vermutlich im 16. Jahrhundert während der Sengoku-Zeit, als portugiesische und spanische Händler begannen, neue Pflanzen zu in alle Welt zu exportieren, ihren Weg nach Japan gefunden.
Die Pflanze selbst wird seitdem lokal kultiviert und gilt eher als „Haushaltsgemüse“, das nie in großem Stil kommerziell angebaut wurde. In der japanischen Küche wird die Kagura Nanban auf vielfältige Weise verwendet. Sie ist eine beliebte Zutat in würzigen Miso-Pasten, eingelegtem Gemüse (Tsukemono) und regionalen Soßen. Besonders in Niigata gilt sie als ein Symbol regionaler Esskultur und wird insbesondere auf Märkten und in kleineren Geschäften angeboten.
Wenn man es genau nimmt, ist die Kagura Nanban weit mehr als eine einfache Chilischote. Sie verkörpert regionale Identität, kulinarisches Erbe und die lebendige Verbindung zwischen Tradition und zeitgenössischem Geschmack. Mit ihrer milden Schärfe und dem angenehmen Aroma hat sie sich einen festen Platz in der lokalen Küche erobert – nicht nur als Zutat, sondern als würziger Botschafter der Niigata-Region.
Bei uns wird normalerweise eher nicht so scharf gegessen, aber ab und zu finden auch ein paar Kagura Nanban den Weg auf unseren Esstisch. Ganz traditionell werden sie auch bei uns zu einer würzigen Miso-Paste verarbeitet, die als „Kagura Nanban Miso“ bekannt ist. Wir essen es meist ganz harmlos mit frischem weißen Reis, aber man kann es wohl auch in Pfannengerichten, Pickles, Pizza, Pasta verwenden undund angeblich sogar in Eiscreme.
Nun ja, so verwegen sind wir dann doch nicht, ich bleibe bei der tradititionellen Art und Weise, die sogar mir, der Scharfes leider eher meiden sollte, recht gut zu bekommen scheint. Vor allem schmeckt es superlecker, zumindest wenn man das Ganze in Maßen genießt. Aber das sollte man bei Chili ja eh machen, und Kagura Nanban ist da keine Ausnahme.
Und wenn man sich zurückhält, halt man ja auch länger etwas davon. Und daher freue ich mich schon auf das nächste Abendbrot, wenn es wieder ein klein wenig schärfer werden könnte....

besten Dank ;)