RE: Wie die Volkswirtschaft den Grillabend retten kann!
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Dich richtig verstehe. Eine Berechnung des optimalen Gutes ist auf Grund der schieren Komplexität des Problems nicht möglich. Wäre dies der Fall, würden wir keine Marktwirtschaft benötigen, sondern einfach Planwirtschaft nehmen und optimal betreiben.
Das Problem mit der Skinnerbox ist ja, dass Du die Welt des Tieres künstlich verkleinert. Wenn nichts anderes da ist, wirst Du immer das essen, was da ist. Dies ist ein Extremfall der in der Form hoffentlich nicht in unserer Gesellschaft real gelebt wird. Und nur weil ein Gut intensiv verkonsumiert wird (z.B. auf Grund von Abhängigkeit), heißt es noch lange nicht, dass man sich auch in seinem Nutzenmaximum befindet.
Aber selbst bei einem Junkie hast Du eben das Phänomen, dass die letzte Dosis immer einen geringeren Kick erzeugt und sie sich damit mittelfristig meist auf der Suche nach etwas "Alternativen" machen.
Zudem wird die VWL einen Teufel machen und naturwissenschaftliche Themen einzuweben. ;) Es geht um die Erklärung wie Güter optimal innerhalb einer Gesellschaft genutzt werden und wieso die einzelnen Akteure sich in einem freien Markt für eben diese Entscheiden. Dies ist eben wichtig bei Themen in denen es darum geht Preisfindung zu erklären.
tolle Erklärung danke dir. Ich dachte hier an eine bestimmte Skinnerbox wo die Ratte eine direkte Elektrode in ihr Belohnungszentrum bekam und die Wahl hat sich vom Schalter mit dem sie sich selbst stimuliert zu entfernen (ist natürlich ein schreckliches Ideal). Mit nichts Stofflichem ist das machbar wie du richtig sagst (Tolleranz, Refraktärzeit usw.). Aber soziale Medien wie Facebook und Whatsapp und auch Soziale-Computerspiele sind fast frei von jeglicher physischer Sättigung. Das einzige was hier limitiert ist, dass es nichts neues interessantes zu lesen/ erleben gibt oder dass sich eine Dringlichkeit aus dem realen Leben meldet. Ansonsten schafft man durch Immersion eine solche Box...was man ja merkt wenn man einige Stunden im Netz surft. Viele Junge Leute erzählen mir dass sie dank Netflix an einem Tag ganze Serien durchsuchten. Nicht nur Staffeln (was ja schon extrem ist) sondern Serien.
Dank in jedem Fall auch für das Resteem! ;)
Okay, verstehe. Das große Problem bei den Beispielen ist halt, dass eben das Gut zur Belohnung dort "frei" vorliegt. Weder beim Beispiel mit der Ratte noch z.B. soziale Medien liegt ja wirklich eine marktwirtschaftliche Entscheidung zu Grunde, da der Zugriff darauf ja "frei" ist.
Gerade beim Beispiel Social Media zeigt sich ja aber eben, dass durch den ständigen Konsum des immer gleichen Gutes eine Abstumpfung einsetzt, die eben keine Befriedigung mehr gibt und entsprechend häufiger das konsumiert werden muss um überhaupt noch einen Nutzen zu generieren.
Im Fall von Netflix ist es natürlich komplizierter, da hier ja durchaus ein Konsumgut erworben wurde, was danach dann nur in seiner Menge frei zur Verfügung steht. Das ist tatsächlich etwas, dass sehr interessant ist und ich mir momentan nicht ganz sicher bin, wie der Herr Gossen dort wohl argumentiert hätte. So wird der Konsument vermutlich sagen, dass er gerade weil er ne ganze Serie durchsuchtet sehr zufrieden ist, während objektiv vermutlich langfristig eine größere Zufriedenheit erzeugt hätte werden können, wenn er jeden Tag nur eine Episode gesehen hätte und den Nutzenzeitraum erhöht hätte.
In jedem Fall ist Sucht immer marktwirtschaftlich problematisch, da den Entitäten seitens der Lehre immer unterstellt wird sich rational im Gesamtsystem zu verhalten.